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Einfluss oberflächennaher Schichten auf die Rissinitiierung in NiTi bei einmaliger pseudoelastischer Verformung - Bedeutung von Oxidschicht und intermetallischem Ni3Ti

Fachliche Zuordnung Mechanische Eigenschaften von metallischen Werkstoffen und ihre mikrostrukturellen Ursachen
Herstellung und Eigenschaften von Funktionsmaterialien
Förderung Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 387559234
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Pseudoelastische NiTi-Legierungen besitzen unter den metallischen Werkstoffen aufgrund einer spannungsinduzierten Phasenumwandlung eine einzigartige Eignung als Werkstoff zur Realisierung hoher reversibler Dehnungen. Eine Bedingung bei der Verwendung des Werkstoffs, z.B. für minimalinvasive Implantate, ist folglich eine mindestens einmalige, lokale pseudoelastische Dehnung von 6% bis 8%. Im Rahmen des Projekts wurden die Details zur Struktur- und Phasenbildung an der Oberfläche von NiTi in Gegenwart von Sauerstoff geklärt. Abweichend von bisherigen Erwartungen findet die Bildung Ni-reicher intermetallischer Phasen unterhalb der Oxidschicht bereits bei Wärmebehandlungen von <2 min (~500 °C) statt und müssen folglich bei der Erforschung und Einsatz des Materials berücksichtigt werden. Für die unerwartet raschen Phasenumwandlungen wurde ein Mechanismus durch lokale Umordnung von Atomen abgeleitet, durch den die bei klassischen Phasenumwandlungen notwendige Phase der Keimbildung umgangen wird. Zusätzlich findet die Phasenumwandlung zum thermodynamisch stabilen Ni3Ti über die metastabile Phase Ni4Ti3 statt, die in NiTi-Legierungen sonst als wenige Nanometer kleine Ausscheidungen auftreten. Bezüglich der Rissinitiierung wurden die Auswirkungen von pseudoelastischer Dehnung im Wechselspiel mit der Dicke der Oxidschicht sowie vorliegenden intermetallischen Phasen und Poren erfasst. Besonders hervorzuheben ist, dass Risse in der Oxidschicht nicht zwangsläufig in die darunterliegende Ni-reiche Schicht übergehen, sondern insbesondere bei Überlagerung von Zug- und Druckspannungen eine Rissablenkung entlang von Poren im Oxid auftreten kann. Zusätzlich scheint die Ni-reiche intermetallische Schicht zumindest etwas Duktilität aufzuweisen, die lokal zu einer Abschwächung bzw. Umlenkung der Risse führt. Für den Übergang der Risse in den NiTi-Grundwerkstoff wurde erkannt, dass häufig eine Abstumpfung der Rissspitze auftritt, was die Gefahr der Bildung von kritischen Anrissen bis in den Grundwerkstoff verringert.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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