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The social production of space in urban asylum regimes. Frankfurt Rödelheim and Maintal as examples

Subject Area Human Geography
Term from 2017 to 2020
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 388015868
 
Final Report Year 2022

Final Report Abstract

Ausgangsthese war, dass Flüchtlingsbewegungen historisch gewachsene urbane Asylregime in kurzer Zeit und mit großer Wirkmacht verändern und dass dies mit der Produktion spezifischer urbaner Räume des Asyls einhergeht. Das Projekt ging den Fragen nach, wie sich urbane Asylregime aus (lokal)spezifischen Beziehungskonstellationen zwischen Akteuren, Diskursen und Materialität konstituieren, wie Räume in urbanen Asylregimen sozial ko-produziert werden sowie in welchem Verhältnis untersuchte Räume und urbane Asylregime stehen. Hierzu wurde eine ethnographische Regimeanalyse in Frankfurt am Main durchgeführt. Auf Grundlage des Raumverständnisses von Lefebvre wurde gezeigt, wie sich Regime in Räume und Räume in Regime übersetzen. Ein besonderer Fokus lag auf lokalen Aushandlungsprozessen. Dabei zeigte sich, dass die lokale Verhandlung von Asylregimen auf zwei zentralen Sozialraumkonstruktionen beruht: der Sammelunterkunft und dem Quartier. Beide werden von Akteuren und in Diskursen immer wieder in ein Spannungsverhältnis gesetzt. Im Zentrum dieser Strategien und Praxen steht der Imperativ zur Integration von Geflüchteten. Mit der Gegenüberstellung von Sammelunterkunft und Stadtteil werden für den Integrationsdiskurs typische Essenzialisierungen von einem „Wir“ als „Aufnahmegesellschaft“ und den „Anderen“ als homogenem Kollektiv der Einwandernden auf räumlicher Ebene wiederholt. Der Segregation durch Sammelunterbringung werden auch in unauffälligen Praxen wie dem Deutschlernen andere Raumproduktionen entgegengestellt, die auf Begegnung setzen. Eine wichtige Akteursgruppe sind hier nachbarschaftlich organisierte Ehrenamtsinitiativen. Diese begleiten Unterbringungszentren mit alltäglichen Unterstützungsstrukturen zur gesellschaftlichen Teilhabe und werden so zentrale Akteuren der Produktion lokaler Räume des Asyls. In Rückgriff auf die neueren border studies wurde im Rahmen des Projekts gezeigt, wie diese zivilgesellschaftlichen Akteure durch ihre Praktiken und in Auseinandersetzung mit dominanten Diskursen, Institutionen und materiellen räumlichen Gegebenheiten lokale Räume schaffen, die durch gleichzeitige und durchaus widersprüchliche Prozesse des Begrenzens und Entgrenzens geprägt sind. Durch politische Auseinandersetzungen und Alltagspraktiken schaffen die Ehrenamtlichen Übergänge und Kontaktzonen. Ihr border work ist aber nicht eindeutig, Prozesse und Praktiken des bordering, debordering und rebordering wechseln sich ständig ab. Im Rahmen des Projekts wurde auch danach gefragt, was das für Betroffene bedeutet und aus Betroffenenperspektive herausgearbeitet, wie sich die Erfahrung von Entrechtung auf der Flucht vor Ort als Verweigerung eines Rechts auf Stadt fortsetzt. Dabei wurde auch im Sinne einer „epistemic justice“ (Fricker 2007) das Erleben und die Interpretation dieses Erlebens durch die Betroffenen in den Vordergrund gerückt. Die Narrative über unterschiedliche Sozialräume für Flüchtlinge und Nicht-Flüchtlinge unterlaufend wurde so gezeigt, wie Teile der Frankfurter Stadtbevölkerung systematisch ausgegrenzt und um Grundrechte wie allgemeine Handlungsfreiheit, körperliche Unversehrtheit und den Schutz der Familie beraubt werden. Das Projekt bietet zahlreiche Anschlüsse und Anwendungsmöglichkeiten, besonders hervorzuheben ist aber, erstens, das Potenzial für kommunale und zivilgesellschaftliche Akteure sowie Betreiber*innen von Unterkünften für die Schaffung von Kontaktzonen wider der Isolierung von Geflüchteten im städtischen Raum, sowie, zweitens, die Grundlegung einer Erforschung urbaner Grenzregime, um das dezentrierte räumliche Funktionieren von (supra-) staatlichen Grenzen und die Produktion von Räumen für Inklusion und Exklusion ebenso zu verstehen wie die Potenziale der Entgrenzung im städtischen Alltag.

Publications

  • 2019: Räume des Asyls: Deutschlernen und die Rolle von Raum für die lokale Aushandlung von Asylregimen, in: Johler, Reinhard/ Lange, Jan (Hrsg.), Konfliktfeld Fluchtmigration: Historische und ethnographische Perspektiven, Bielefeld: Transcript, S.173-188
    Blank, Martina
    (See online at https://doi.org/10.14361/9783839447666-011)
  • 2019: “Wir Schaffen Das!”? Spatial Pitfalls of Neighborhood-Based Refugee Reception in Germany - A Case Study of Frankfurt-Rödelheim, in: Social Sciences 8:5, S.161
    Blank, Martina
    (See online at https://doi.org/10.3390/socsci8050161)
  • 2021: Bordering and Debordering Spaces of Asylum in the City of Frankfurt: Municipal Refugee Accommodation and Neighbourhood-Based Volunteering, in: Antipode 53:6, S.1639-1660
    Blank, Martina
    (See online at https://doi.org/10.1111/anti.12742)
  • 2021: Unterbringung im Grenzregime – Grenzen im Unterbringungsregime: Kommunale Anschlussunterbringung in Frankfurt am Main, in: Vey, Judith/ Gunsch, Salome (Hrsg.), Unterbringung von Flüchtenden in Deutschland. Inklusion, Exklusion, Partizipation?, Baden-Baden: Nomos, S.21-50
    Blank, Martina
    (See online at https://doi.org/10.5771/9783748921172-19)
  • 2021: Zufluchtsort Frankfurt? Leben in der Sammelunterkunft, in: Betz, Johanna et al. (Hrsg.), Frankfurt am Main - eine Stadt für alle? Konfliktfelder, Orte und soziale Kämpfe, Bielefeld: Transcript, S. 285-293
    Blank, Martina/ Hannes, Soliana
    (See online at https://doi.org/10.1515/9783839454770-025)
 
 

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