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Formen prekärer Beschäftigung und subjektive Gesundheit in Deutschland

Fachliche Zuordnung Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2017 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 388147695
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Trotz zunehmender Erwerbs- und abnehmender Arbeitslosenquote in Deutschland verweisen Wissenschaft und Sozialverbände alarmierend auf die wachsenden Raten prekärer Beschäftigung. Diese ist geprägt durch Beschäftigungsunsicherheiten, ein unzureichendes Einkommen und einen Mangel an Rechten und sozialem Schutz, die in Deutschland ihren wesentlichen Ursprung in den initiierten Flexibilisierungsmaßnahmen am Arbeitsmarkt und der zunehmenden Erwerbstätigkeit von Frauen hatte. Vor diesem Hintergrund sind Diskussion und Analyse der gesundheitlichen Lage prekär Beschäftigter unabdingbar. Insbesondere bei der Identifikation von Pfaden und Mechanismen zur Erklärung der Beziehung zwischen Gesundheit und prekären Beschäftigungen fehlt es international an Studien. Für Deutschland ist die Studienlage noch defizitärer. An diesem Defizit setzt das vorliegende Projekt an und untersucht a) die zeitliche Entwicklung der Beziehung zwischen prekärer Beschäftigung und subjektiver Gesundheit in Deutschland, b) die kausale Wechselwirkung zwischen prekärer Beschäftigung und subjektiver Gesundheit in Deutschland, c) die Erklärung dieser Beziehung mittels intermediärer Faktoren, d) die Beziehung zwischen prekärer Beschäftigung und Präsentismus sowie dessen intermediärer Erklärungsfaktoren und e) den Zusammenhang zwischen prekärer Beschäftigung und subjektiver Gesundheit im Lebenslauf. Das vorliegende Projekt unterstreicht die Relevanz von prekärer Beschäftigung als Determinante von Gesundheit. Hierbei sind es insbesondere die finanzielle Unsicherheit und die Unsicherheit im Beschäftigungsverhältnis, die eng mit unterschiedlichen Indikatoren von Gesundheit (subjektive Gesundheit, mentale und physische Gesundheit) assoziiert sind und in einem höheren Präsentismus unter prekär Beschäftigten münden. Der Zusammenhang zwischen prekärer Beschäftigung und Gesundheit hat laut Studienergebnisse in Deutschland unter dem Einfluss verschiedener Arbeitsmarktund Sozialreformen wie auch durch die Rezession im Jahr 2007/08 an Relevanz gewonnen. Die Projektergebnisse heben die Relevanz von Arbeit zu Sicherung und Förderung des Lebensstandards prekär Beschäftigter hervor und erweitern damit den Blick von den Arbeitsbedingungen hin zu den Belastungen prekär Beschäftigter auf Haushaltsebene. Diese werden auch in Bezug auf die erhöhten Präsentismusraten prekär Beschäftigter deutlich, die im Wesentlichen durch eine schlechtere Gesundheit und eine geringe Einkommenszufriedenheit erklärt werden können. Die gesundheitlichen Unterschiede zwischen prekär und nicht-prekär Beschäftigten nehmen dabei über den Lebenslauf zu. Die erzielten Ergebnisse verweisen insgesamt auf eine Dualisierung des Arbeitsmarktes, die in einer Polarisierung der Gesundheit zwischen prekär und nicht-prekär Beschäftigten münden. Neben Initiativen der betrieblichen Gesundheitsförderung zum Erhalt und zur Stärkung der Gesundheit prekär Beschäftigter, bedarf es einer verstärkten gesellschaftspolitischen Diskussion um den (entlohnten) Wert von Arbeit in Deutschland.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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