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Lexikogrammatik der Lokomotion im Datooga in dialektologischer und historischer Perspektive
Antragsteller
Professor Dr. Roland Kießling
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Förderung
Förderung von 2017 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 388586688
Das Projekt zielt auf eine umfassende Studie der lexiko-grammatischen Ausdrucksweisen von Bewegung im Datooga, einem unzureichend erforschten südnilotischen Dialektbündel in Tansania. Hierbei soll das Verständnis der sprachlichen Konzeptualisierungsmöglichkeiten von Bewegungsereignissen durch Einbeziehung einer Sprache mit der seltenen morphologischen Kategorie der assoziierten Lokomotion in allgemein typologischer Perspektive erweitert werden. Konkret bedient dieses Projekt fünf Desiderata: Es liefert (a) eine hochauflösende Analyse von Bewegungsverben des Datooga und integriert dabei sowohl ihre lexikalische Semantik als auch ihr Derivationspotential im Hinblick auf das - bislang inadäquat beschriebene - System der Verbextensionen und ihre syntaktischen Eigenschaften in Bezug auf die Zuordnung semantischer Partizipantenrollen zu syntaktischen Strukturstellen. Hierdurch wird (b) die allgemein-typologische Debatte zur Versprachlichung von Bewegung um die Studie einer außereuropäischen Sprache mit der Kategorie der grammatikalisierten assoziierten Lokomotion bereichert. Es soll (c) die diatopische Variation der linguistischen Ausdrucksweisen von Bewegung im Datooga ausgelotet werden, um zu einem grundlegenden Verständnis ihrer diachronen Dynamik unter Bedingungen multilateralen Sprachkontakts im hochdiversifizierten Sprachareal im tansanischen Grabenbruch zu gelangen, zu dem das Datooga gehört. Durch einen Vergleich mit den historischen Daten des Paul Bergerschen Textkorpus von 1935 können (d) die diachronen Entwicklungslinien des Datooga in den letzten 80 Jahren nachgezeichnet werden. Dabei sollen (e) deskriptive Lücken in der Dokumentation und Analyse des Datooga geschlossen und bisherige Fehlkonzeptionen korrigiert werden. Das Projekt gewinnt ein hohes Maß an Dringlichkeit aufgrund der soziopolitischen Marginalisierung von Datooga-Gruppen im heutigen Tansania, die sich soziolinguistisch z.B. in einer beschleunigten Tendenz zum Sprachwechsel weg vom Datooga hin zu südkuschitischen Sprachen wie Iraqw, zu lokalen tansanischen Bantusprachen und zur offiziellen Nationalsprache Swahili äußert. Ausgedehnte Perioden der Mehrsprachigkeit über die vergangenen 80 Jahre hinweg eröffnen hier zudem einzigartige Erkenntnismöglichkeiten im Hinblick auf spezifische Wandelprozesse in der Lexikogrammatik der Bewegung in Datooga-L1-Varietäten in jeweiliger Abhängigkeit von unterschiedlichen lokal dominanten Kontaktsprachen.Folgende Resultate werden für die erste Projektphase angestrebt: ein Korpus vollständig transkribierter, übersetzter und annotierter Texte sowie lexikalische Datenbanken von zwei verschiedenen Datooga-Varietäten und zwei Spezial-Datenbanken ihrer jeweiligen Bewegungsverben, klassifiziert nach semantischen und morphosyntaktischen Eigenschaften, eine deskriptive Skizze des sprachlichen Ausdrucks von Bewegungsereignissen im Datooga und zwei Dissertationen zur Datooga-Morphosyntax und / oder -Semantik.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Tansania
ausländische Mitantragsteller
Professor Dr. Amani Lusekelo; Professor Dr. Gastor Mapunda