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"Other Knowledge" in Artistic Research and Aesthetic Theory

Subject Area Theatre and Media Studies
Term from 2017 to 2023
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 389043764
 
Final Report Year 2024

Final Report Abstract

Das Projekt befasste sich mit der Frage nach einer ästhetisch verfahrenden Theorie in den Geisteswissenschaften. Neben disziplinär identifizierbaren Bezügen eines sog. „anderen Wissens“, z.B. in den Künsten, der Philosophie oder der Psychoanalyse, wurde insbesondere das Spannungsverhältnis zwischen ästhetischer Theorie und künstlerischer Forschung beleuchtet. Ausgehend von Debatten zum epistemischen Gehalt künstlerisch-forschender Praktiken, fokussierte das Projekt auf einen kritischen (anderen) Wissensbegriff, der sich im Zuge künstlerischer und ästhetischer Verfahren eröffnet. Die Kategorie des „Anderen“ wurde hierbei ebenfalls kritisch bearbeitet, mit dem Ziel binäre Denkfiguren zu dekonstruieren. Das vorliegende Projekt war das erster seiner Art, das von der DFG für die Analyse und Einbindung künstlerisch-forschender Verfahren gefördert wurde. Das Projekt lässt sich als Vorläufer für zukünftige Vorhaben betrachten, die eine Zusammenarbeit mit künstlerisch-forschenden Ansätzen verfolgen. Die positiven Auswirkungen des Projekts lassen sich u.a. in den gegenwärtigen Debatten der Gesellschaft für künstlerische Forschung (Arbeitsgruppe „Literarisches Schreiben und künstlerische Forschung“) und dem Interesse an den projektbezogenen Panels bei den Tagungen der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik (DGÄ) 2018 und 2021 erkennen. Während in den 2010er Jahren eine Debatte zum epistemischen Gehalt künstlerischer Praxis das Schnittfeld von forschender Kunst und ästhetischer Theorie prägte, bietet das vorliegende Projekt neue Erkenntnisse im Bereich der ästhetischen Transformation von Theorie. Die im Projekt vorgenommene Rückkoppelung von künstlerischer Forschung zu ästhetischer Theorie kann als Antwort auf die Begehren und Zuschreibungen der Geisteswissenschaften gegenüber den Künsten verstanden werden. Die Epistemisierung künstlerischer Praxis unter geisteswissenschaftlichen Kategorien und Begriffen, so eine grundlegende Erkenntnis, verengt den Blick auf einen anderen, ästhetischen Wissensbegriff, wie er sich durch den Dialog mit künstlerischen Praktiken ergibt, jenseits der philosophischen Anrufung einer sinnlichen Erkenntnis (Baumgarten). Das Projekt wahrte die Nähe zu künstlerisch-forschenden Praktiken (mittels eingeladener Gäste und Ausstellungsbesuchen), um entlang dieser disziplinäre Wissensbegriffe der Geisteswissenschaften kritisch zu befragen und schlussendlich zu transformieren. Diese, aus intrinsischen Debatten um künstlerische Forschung entwachsene Problematisierung eines dominanten Wissensbegriffs, erweist sich als höchst anschlussfähig an gegenwärtige Diskurse kritische Dezentrierung hegemonialer Verständnisse eines institutionell legitimierten Wissens in den Geisteswissenschaften. Feministische, post- und dekoloniale Befragungen geisteswissenschaftlicher Wissensbegriffe und Methoden verdichten sich zunehmend zu einer von Durchdringungen geprägten Gegenwart und verweisen auf einen Paradigmenwechsel bezüglich eines zumeist eurozentrischen Wissensbegriffs. Dem Projekt verwandte Tendenzen lassen sich in der Anthropologie, Black Studies, Indigenous Studies, Gender Studies, den Kulturwissenschaften und der interkulturellen Philosophie. Direkte Konsequenzen dieser Verschiebungen wurden u.a. auf der von Netzwerkmitgliedern organisierten DGÄ-Tagung „Transkulturelle Medienästhetik“ im Juni 2023 vorgestellt, eine diesbezügliche Publikation ist in Planung. Eine Überraschung, die sich im Projektverlauf ergeben hat, bestand in einer generellen Distanzierung von konventionellen Kunstformen. Dieser Umstand geht nicht nur einher mit einem breiteren geisteswissenschaftlichen und ästhetischen Interessensfeld bezüglich Wahrnehmung, Verkörperung, Bewusstsein/Erinnerung, sondern auch mit einem zunehmenden künstlerischen Interesse and vermeintlich sozialen und theoretischen Interesse künstlerischer Praxis. Das Projekt hat den Untersuchung ästhetischer Theoriepraktiken als ein eigenes, bisher wenig kartiertes Feld in der Philosophie und Kunsttheorie umrissen und für zukünftige Studien geöffnet.

Publications

 
 

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