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Sachhilfeantrag zum Antrag auf Einrichtung einer Heisenberg-Professur (W2) am Fachbereich Evangelische Theologie der Goethe-Universität Frankfurt/Main

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 389116054
 
Erstellungsjahr 2024

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt ermöglichte die Einrichtung einer Heisenberg-Professur für neuzeitliche Kirchengeschichte mit den Schwerpunkten: Auslegungsgeschichte und digital humanities am Fachbereich Evangelische Theologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Dem in der Denomination begegnende Begriff der Auslegungsgeschichte kommt in den Selbstverständigungsdiskursen um den theologischen Stellenwert der Kirchengeschichte eine grundlegende Bedeutung zu. Zugleich erlaubt er Kooperationsmöglichkeiten mit den weiteren Einzeldisziplinen der Theologie und interdisziplinäre Bezüge zu angrenzenden Geistes-, Sozialund Kulturwissenschaften. Von großer Bedeutung für den kirchengeschichtlichen Gebrauch des Auslegungsbegriffs ist die Habilitationsprobevorlesung des evangelischen Theologen Gerhard Ebeling (1912-2001), die 1947 unter dem Titel „Kirchengeschichte als Geschichte der Auslegung der Heiligen Schrift“ erschien. Zur Erhellung des vorausgesetzten Auslegungsbegriffs und der in der Veröffentlichung nicht ausgewiesenen Quellen- sowie Literaturbezüge wurden Ebelings handschriftliche Vorarbeiten ediert. Einzelprojekte galten zwei Epochen. Für die Reformationszeit wurde eine Annäherung an Johannes Oekolampad vollzogen. Hierzu wurde einer Aktualisierung der 1918 von Ernst Staehelin vorgelegten Oekolampad-Bibliographie auf Grundlage des VD16 und anderer Flugschriftenverzeichnisse vorgearbeitet. Ein zweiter Schwerpunkt lag auf „Predigten der Goethe-Zeit“. Im Zentrum standen Predigtdispositionen Johann Gottfried Herders. Sehr grundsätzlich bedachte ein eigener Beitrag den historiographische Quellenwert von Predigtdispositionen als einer seriellen Gattung. Sodann wurden erstmals nach der posthumen Werkausgabe, der sog. Cotta’schen Vulgata, und einem Beitrag August Jacobsens in der Suphanschen Werkausgabe von 1889 zwei Herdersche Predigtdispositionen ediert. Dem Autor der ersten theologischen Herder-Monographie des 19. Jahrhunderts, August Werner, galt eine lebens- und werkgeschichtliche Studie, die den vergleichsweise typischen Weg eines theologischen Liberalen zwischen wissenschaftlichen Ambitionen und pfarramtlichen Konflikten aufzeigt. Die letzten Monate der im Ganzen nur 13 Monate in Anspruch genommenen Förderung brachten theologie- und wissenschafts- sowie forschungsgeschichtliche Studien zum 20. Jahrhundert mit sich. Dazu zählt eine noch 2019 erschienene Monographie zu während der 1930er und 1940er Jahren projektierten volkssprachlichen Lutherausgaben. Aus Zusammenarbeiten im Frankfurter Fachbereich ergab sich auch ein Sammelband, der den Konstellationsbegriff in seinem heuristischen und interpretativen Potential für das 20. Jahrhundert sondiert.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • August Werner – Autor der ersten theologischen Herder-Monografie. Leben und Werk eines liberalen Theologen in den Konflikten seiner Zeit, in: Liisa Steinby (Hg.): Herder und das 19. Jahrhundert. Herder and the Nineteenth Century. Beiträge zur Konferenz der Internationalen Herder-Gesellschaft Turku 2018, Heidelberg 2020, ISBN: 978-3-947960-06-4, S. 240-282
    Martin Keßler
  • Das Luthertum um 1918 im Spiegel seiner Zeit. Lutherjahrbuch 86. Jahrgang 2019, 174-228. Vandenhoeck & Ruprecht.
    Keßler, Martin
  • Klare Schrift oder helle Vernunft. Zu den Anfängen des reformatorischen Schriftprinzips, in: Claritas scripturae? Schrifthermeneutik aus evangelischer Perspektive, Im Auftrag der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) herausgegeben von Christina Constanza, Martin Keßler und Andreas Ohlemacher, Leipzig 2020, ISBN: 9783374066469, S. 13-35
    Martin Keßler
  • Luthers Schriften für die Gegenwart. Mohr Siebeck.
    Keßler, Martin
  • „Kirchengeschichte als Geschichte der Auslegung der Heiligen Schrift“. Gerhard Ebelings handschriftliche Vorbereitung seiner Habilitations-Probevorlesung (1946), in: Claudia Kampmann, Ulrich Volp, Martin Wallraff und Julia Winnebeck (Hg.): Kirchengeschichte. Historisches Spezialgebiet und/oder theologische Disziplin, Leipzig 2020 (Theologie – Kultur – Hermeneutik, Bd. 28), ISBN: 9783374063277, S. 283-320.
    Martin Keßler
  • „Was eigentlich Reformation gewesen“. Herders Predigtdisposition zum Reformationstag 1800, in: Herder Jahrbuch. Herder Yearbook, hg. v. Rainer Godel und Johannes Schmidt, Bd. 15 (2020), ISBN: 9783947960088, S. 175-193
    Martin Keßler
  • Herder, Johann Gottfried, in: Stewart Goetz und Charles Taliaferro (Hg.): The Encyclopedia of Philosophy of Religion, Bd. 2, Hoboken, New Jersey 2021, ISBN: 9781119010951, S. 1029–1032
    Martin Keßler
  • Johann Gottfried Herders letzte Investiturrede. Zeitschrift für Theologie und Kirche, 119(1), 55-72.
    Keßler, Martin
  • Theologische Positionierung zum Nationalsozialismus - Konstellationen im Jahr 1932, in: Stefan Alkier, Martin Keßler und Stefan Rhein (Hg.): Evangelische Kirchen und Politik in Deutschland. Konstellationen im 20. Jahrhundert, Tübingen 2023 (Christentum in der modernen Welt / Christianity in Modern World 5), ISBN: 9783161614880, S. 43–58
    Martin Keßler
  • Predigtdispositionen als serielle Quellengattung, in: Markus Wriedt (Hg.): Differenz und Wahrheit. Theologische Transformationen konfessioneller Glaubensreflexion zwischen 1750 und 1914, Tübingen 2024 (Christentum in der modernen Welt / Christianity in Modern World 7), ISBN: 9783161618857, S. 109–121
    Martin Keßler
 
 

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