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Cell Theory and Religious Worldview in the 19th Century: A Study on Theodor Schwann's Unpublished Works

Subject Area History of Science
Term from 2017 to 2021
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 391061466
 
Final Report Year 2021

Final Report Abstract

Die Zelltheorie des 19. Jahrhunderts wird – neben der Evolutionstheorie – als entscheidender Beitrag der biologischen Wissenschaften zur Entstehung eines modernen und säkularen Weltbildes betrachtet. Während aber Darwins komplexes Verhältnis zur Religion seit langem Thema der Wissenschaftsgeschichte ist, ist die Bedeutung der Religion für die Geschichte der Zelltheorie bislang kaum erforscht worden. Ziel des Projekts war es, dazu beizutragen, diese Forschungslücke zu schließen und damit neue Perspektiven auf das Verhältnis von Biologie, Religion und Politik im 19. Jahrhundert zu eröffnen. Im Mittelpunkt des Projektes stand das unveröffentlichte Werk des katholischen Zelltheoretikers Theodor Schwann (1810-1878). Nach der Formulierung seiner Zelltheorie von 1838 verfasste er zahlreiche Schriften in deutscher und französischer Sprache, die unveröffentlicht und weitestgehend unerschlossen geblieben sind. Ein wichtiges Ergebnis des Projekts ist daher die Erstellung eines Verzeichnisses, das erstmalig einen Überblick über das gesamte unveröffentlichte Werk bietet und in gedruckter und digitaler Form verfügbar gemacht werden soll. Von Bedeutung war aber vor allem die Entdeckung (bis dahin unbeachteter) undatierter Entwürfe für einen zweiten Band seiner Mikroskopischen Beobachtungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen (von 1839) sowie eines späteren Entwurfs mit einer Neufassung der Zelltheorie. Dieser Quellenkorpus wurde in Hinblick auf eine Edition vollständig transkribiert. Neben den Transkripten bietet die geplante Monografie eine wissenschaftshistorische Einordnung der Entwürfe sowie eine neue Lektüre der Genese, Bedeutung und Neufassung der schwannschen Zelltheorie. Geht die klassische Historiografie davon aus, dass die Emanzipation von der Metaphysik eine Voraussetzung für die Formulierung der Zelltheorie darstellte, wird hier nach der epistemologischen Bedeutung metaphysischer und theologischer Konzepte in der Entstehung und Weiterentwicklung der Zelltheorie gefragt. Darüber hinaus wird Schwanns „Zelltheologie“ als eine Antwort auf die Säkularisierungsbestrebungen und revolutionären Umbrüche des 19. Jahrhunderts gelesen, die nicht einzigartig war. Ein Vergleich mit Matthias J. Schleiden (1804- 1881) verdeutlicht, wie im 19. Jahrhundert die Zelltheorie als Medium für sehr unterschiedliche Gegenentwürfe zu materialistischen Weltbildern fungieren konnte.

 
 

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