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Gedankenexperimente, Argumente, und die Rolle von Argumentation in der Philosophie (TAR) – Fortsetzungsprojekt um ein sechstes Jahr des Emmy Noether-Projekts "Experimentelle Philosophie und die Methode der Fälle: Theoretische Grundlagen, Repliken und Alternativen (EXTRA)"

Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Förderung Förderung seit 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 391304769
 
Dieses Projekt ist eine Fortsetzung des Emmy Noether-Projekts EXTRA. Die Kernidee von EXTRA ist eine Untersuchung der Methode der hypothetischen Fälle angesichts der Herausforderung durch die Experimentelle Philosophie. Diese Methode – eine der ältesten und zentralsten der Philosophie – wird typischerweise wie folgt verstanden: Intuitive Urteile über Gedankenexperiment-Fälle sind oft entscheidend für die Bewertung philosophischer Theorien, abhängig davon, wie gut sie den betreffenden Intuitionen gerecht werden. In den letzten Jahrzehnten ist diese Methode stark kritisiert worden – bis hin zu grundsätzlichen Zweifeln an ihrer Stichhaltigkeit. Ein entscheidender Anstoß war die Experimentelle Philosophie, die vor etwa 20 Jahren mit der psychologischen Untersuchung philosophischer Gedankenexperimente ihren Anfang nahm. Ihre überraschenden Ergebnisse legen nahe, dass Intuitionen über hypothetische Fälle mit philosophisch irrelevanten Faktoren variieren, wie der Reihenfolge, in der die Fälle präsentiert werden. Dadurch ist die Methode der Fälle in eine metaphilosophische Krise geraten, weil sich auch ihre theoretischen Grundlagen als zunehmend unklar erwiesen haben. Eine Hauptmotivation für das EXTRA-Projekt ist daher die Entwicklung einer plausiblen theoretischen Fundierung für Gedankenexperimente, woraus sich auch neue Impulse für die Suche nach Antworten auf die experimentelle Herausforderung ergeben. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der experimentellen Untersuchung zentraler metaphilosophischer Prämissen, wie der Annahme von intuitiver Expertise in der Philosophie. Ein Hauptergebnis aus dem EXTRA-Projekt ist, dass die angenommene zentrale Rolle von Intuitionen über hypothetische Fälle weitgehend ein Mythos ist – denn Philosoph*innen argumentieren zumeist für ihre entsprechenden Fallurteile. Diese Einsicht motiviert eine Verlagerung des metaphilosophischen Interesses weg von intuitiven Urteilen und hin zum argumentativen Gehalt von Gedankenexperimenten sowie zu einer Neubewertung der methodischen Rolle von Argumentation. Die übertriebene Betonung von Intuitionen in der Philosophie ist auch eine vergleichsweise neue Entwicklung – wohingegen die Schlüsselrolle der Argumentation seit Platons Dialogen ein Allgemeinplatz ist. Vor diesem Hintergrund ist es zudem überraschend, dass die Argumentationstheorie – im Gegensatz zur formalen Logik – deutlich weniger philosophische Aufmerksamkeit erfahren hat. Denn die Probleme von Philosophie als Disziplin – wie der Mangel an Fortschritt und tiefe Meinungsverschiedenheiten – sind eng mit Argumentation als philosophische Methode verbunden. Im EXTRA-Fortsetzungsprojekt TAR soll Argumentation daher im Mittelpunkt der Untersuchung stehen – sowohl in der Methode des Gedankenexperiments als auch in der Metaphilosophie im Allgemeinen. Fortgesetzt wird dabei die schon für EXTRA charakteristische Verbindung von Experimenteller Metaphilosophie mit grundlegenden theoretischen Arbeiten.
DFG-Verfahren Emmy Noether-Nachwuchsgruppen
 
 

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