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Emergentes Erinnern II. Das Unsagbare sagen

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung seit 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 391351163
 
Dieser Antrag setzt das vom SNF/DFG finanzierte Forschungsprojekt “Emergentes Erinnern. Fragmentierte Syntax und textuelle Herstellung in Gegenwartsliteratur und Oral History” mit einem neuen Schwerpunkt fort. Die Projektgruppe, bestehend aus Züricher Literaturwissenschaftlern und Freiburger Sprachwissenschaftlern, hatte zuvor eine vergleichende Untersuchung der Produktion autobiographischer Erinnerungen in Literatur und Interviews anhand von Erinnerungserzählungen in französischer, aber auch in italienischer und deutscher Sprache durchgeführt, die sich auf die Zeit des Zweiten Weltkriegs konzentrieren. Die Zusammenarbeit zwischen Literatur- und Sprachwissenschaftlern erwies sich als äußerst fruchtbar. Aufbauend auf den Errungenschaften des ersten Projekts, die in dreizehn Artikeln und zwei Büchern (Dissertationen) dokumentiert sind, werden wir nun allgemeiner das emergente Erinnern in literarischen und mündlichen Erinnerungserzählungen unter dem Blickwinkel des Unsagbaren untersuchen. Für die Fortsetzung des Projekts gehen wir damit von einer grundlegenden Herausforderung der Textproduktion aus, die in der (Un-)Sagbarkeit der extremen Gewalterfahrungen von Krieg, Zwangsarbeit, Deportation und KZ-Internierung liegt. Wir fragen, wie Erzählerinnen und Erzähler in Zeitzeugeninterviews und literarischen Texten die Herausforderung meistern können, das Unsagbare zu erzählen und präsent zu machen, indem sie spezifische Formen der Rezipientenorientierung herstellen. Dies ist bisher noch nicht geschehen, zumal unsere verschiedenen Korpora bisher nicht miteinander verglichen wurden. Unsere Vorarbeiten haben gezeigt, dass es bestimmte Techniken zur Bewältigung der Herausforderung der Unsagbarkeit gibt, die in beiden Korpora angewendet werden. Für die gemeinsame Projektarbeit werden wir uns auf drei dieser Techniken konzentrieren: (1) die explizite Benennung der Unsagbarkeit des Erlebnisses, (2) die Auswahl nur eines hervorstechenden Aspekts der erzählten Situation, der als pars pro toto das Erlebnis nachvollziehbar macht, und (3) die Evokation und Vergegenwärtigung einer Situation, die nicht berichtet, sondern durch eine textuelle Darstellung von vielfältigen Sinneserfahrungen oder durch die Körpersprache des mündlichen Erzählers reinszeniert wird. Das Forschungsziel ist ein doppeltes: Zum einen soll herausgearbeitet werden, wie die sehr unterschiedlichen medialen Bedingungen der Rezeption und Produktion die Erzähltechniken prägen; zum anderen soll gezeigt werden, dass trotz dieser medialen Unterschiede ein Faktor konstant bleibt: die Einbeziehung der Rezipientinnen und Rezipienten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Schweiz
Kooperationspartner Professor Dr. Thomas Klinkert
 
 

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