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Kommentierte kritische Edition des Briefwechsels Hermann Broch - Egon Vietta
Antragsteller
Professor Dr. Silvio Vietta
Fachliche Zuordnung
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung
Förderung von 2007 bis 2008
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 39174841
Der Briefwechsel zwischen Hermann Brach und Egon Vietta gehört zu den wichtigsten Dokumenten der poetologischen Reflexion des Dichters Hermann Broch und - meiner Einschätzung nach - auch zu den wichtigen Dokumenten der poetologischen Reflexion der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts. Gerade die noch nicht publizierten Vorkriegsbriefe Brochs sind für das Verständnis der Entwicklungsgeschichte des Romans „Der Tod des Vergil von großer Bedeutung. Sie zeigen Brochs Einschätzung des Romans in der Nachbarschaft zu Mythos und Logos an wie auch seine Nähe wie Abgrenzung zu den mythopoetischen Romanen von James Joyce („Ulysses ) und Thomas Manns „Josephsroman“ und auch zu Kafka, Canetti u. a. Sie zeigen auch die politische Dimension der Entstehungsgeschichte dieses Romans an: die poetische Todesbewältigung angesichts des Dritten Reichs (der „Hitler- Bedrohung, die einem ja den Tod recht nahe gerückt habe, wie Broch in einem Brief vom 14.9.1947 noch einmal resümiert). Die Reflexionen zum Thema Mythos, Tod, Roman stehen auch in einem Zusammenhang mit einer Fundamentalanthropologie, wie sie Heidegger mit „Sein und Zeit formuliert hat, auf welches Werk sich der Briefwechsel mehrfach bezieht. Im Rahmen einer Fragestellung nach der mythischen Dimension des Romanschreibens in der Moderne, ist das Werk Brochs einschließlich dieses Briefwechsels von großer Bedeutung. Darüber hinaus zeigen die Briefe vor allem nach dem Kriege auch sein wissenschaftliches Engagement an im Rahmen seiner Projekte zur Massenpsychologie, zu den psychologischen Grundlagen der Demokratie, zum Mythologischen Denken, zur internationalen Erziehung (Brief vom 2. November 1948).Ziel der Ausgabe ist es, neben den schon bekannten die bisher ungedruckten Briefe oder Briefabschnitte zugänglich zu machen. Durch die starke intertextuelle Vernetzung der Briefe mit dem Werk Brochs, mit den Werken Egon Viettas, mit der europäischen Literatur, mit der publizistischen Szene der Zeit, mit den philosophischen Diskursen und der politischen Situation vor und nach dem Kriege zunächst in Europa, dann weltweit, ist der Briefwechsel auch ein wichtiges Dokument der literarischen, publizistischen und politischen Situation in den Jahren 1933 bis 1951.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
