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Epistemological Modernism: the empirical turn in natural science and culture around 1830

Subject Area German Literary and Cultural Studies (Modern German Literature)
Term from 2018 to 2022
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 392024438
 
Final Report Year 2022

Final Report Abstract

Ausgangspunkt des Projekts war die These, dass die Zeit um 1830 neu zu perspektivieren ist als ‚epistemologische Moderne‘ – und mithin als eine signifikante wissensgeschichtliche Umbruchsepoche am Übergang von alteuropäischen Kulturmodellen und Lebenswelten hin zu einem Zeitalter, dessen politische, technische und epistemische Rahmenbedingungen bereits im Zeichen der beginnenden Industrialisierung stehen. Maßgeblich dafür ist eine Tendenz zu einer allgemeinen Empirisierung des Kultursystems, die in den 1830er-Jahren sowohl die Sphäre der Naturwissenschaften als auch die Analyse von gesellschaftlichen Gegenwartsprozessen und, in der Folge, das Feld der engagierten Literatur erfasst. Entsprechend war das Projekt als eine vergleichende Untersuchung angelegt, die anhand der Analyse von Reisetexten aus der Feder von zeitgenössischen Biogeographen und reisenden Gesellschaftsanalytikern wie etwa den Autoren des Jungen Deutschland eine transdiskursive Epochensignatur der Jahrzehnte zwischen 1830 und 1850 herausarbeiten sollte. Die neuartigen Montage- und Kompilationsverfahren, die auf der naturwissenschaftlichen wie auch auf der literarischen Seite des intellektuellen Spektrums ins Auge springen, sollten als sichtbares Zeichen der ‚Empirisierung von Natur und Kultur um 1830‘ – und als Ausweis der spezifischen Modernität dieses Zeitraums – im Zentrum der Untersuchung stehen. Da sich im weiteren Verlauf die komparative Anlage des Ausgangsprojekts als eine inhaltliche Überfrachtung des verfolgten Ansatzes erwiesen hat, sollte sich die notwendig gewordene inhaltliche Trennung im Rückblick jedoch als entschiedener Glücksfall erweisen. In seiner aktuellen Form umfasst das Projekt zwei separate Bereiche: einen wissenschafts- und einen literarhistorischen. Die wissenschaftsgeschichtliche Seite des Projekts – die Auseinandersetzung mit den biogeographischen Reiseberichten vormärzlicher Naturforscher – habe ich in zwei umfangreichen Aufsätzen abgedeckt. Im literarhistorischen Anteil arbeitet ein Doktorand an einer Gesamtdarstellung der jungdeutschen Reiseliteratur. Zeno Bampis Projekt (Arbeitstitel: Schreiben zwischen Kunst und Welt. Ein problemgeschichtlicher Blick auf die Reiseliteratur des Jungen Deutschland) untersucht das Korpus der jungdeutschen Reisefeuilletons gezielt als ein Misch- und Schwellenphänomen zwischen moderner Empirie und alten idealistischen Überhängen in der Vormärz-Poetik. Bei Fertigstellung wird diese Arbeit den ersten Versuch einer zusammenhängenden literarhistorischen Untersuchung der jungdeutschen Reiseliteratur bilden und damit einen neuen Zugang zu einem bisher weitgehend vernachlässigten, wiewohl bedeutenden Oeuvre der deutschen Literaturgeschichte eröffnen.

Publications

  • Naturforschung in Lukka: ein vergessener Empirisierungsschub in der jungdeutschen Reiseliteratur. In: Philip Ajouri, Benjamin Specht (Hg.): Empirisierung des Transzendentalen. Erkenntnisbedingungen in Wissenschaft und Kunst 1850–1920. Göttingen: Wallstein 2019, S. 29–67
    Martina King
  • Gesteinsschichten, Tasthaare, Damenmoden: Epistemologie des Vergleichens zwischen Natur und Kultur – um und nach 1800. In: IASL 45/2 (Nov. 2020), S. 246–266
    Martina King
    (See online at https://doi.org/10.1515/iasl-2020-0014)
  • „Ecco Venezia“. Kunstreflexion und ‚Poesie‘ im literarischen Venedig-Bild bei August von Platen und beim jungdeutschen Reiseschriftsteller Heinrich Laube. In: Erik Schilling, Oliver Bach (Hg.): Venedig in der deutschen Literatur. Heidelberg: Winter 2022, S. 119–132
    Zeno Bampi
 
 

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