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Urbanisierung und Finanzsektor in Entwicklungsländern: Marketisierung, Institutionalisierung und Internationalisierung von Mikrokrediten im informellen Selbstbau in Mexiko

Fachliche Zuordnung Städtebau/Stadtentwicklung, Raumplanung, Verkehrs- und Infrastrukturplanung, Landschaftsplanung
Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Empirische Sozialforschung
Humangeographie
Förderung Förderung von 2017 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 392428683
 
Das Projekt untersucht Prozesse und Effekte der Marketisierung, Institutionalisierung und Internationalisierung von Mikrokrediten für den Selbstbau in Mexiko. Diese Prozesse resultieren gegenwärtig in der Ausweitung von Mikrokrediten für Haushalte mit geringen Einkommen für Zwecke der Renovierung und des Umbaus von Selbstbauhäusern. Ziel ist es zum einen, zu untersuchen, wie sich diese Prozesse entwickeln, wie sie sich manifestieren und in welchem Verhältnis sie stehen. Zum anderen soll untersucht werden, welche potenziellen Effekte diese Prozesse auf Praktiken des Selbstbaus von Haushalten mit geringen Einkommen haben. Daraus resultiert ein doppelter Fokus auf die Institutionen und Mechanismen, durch welche Finanzmärkte und informeller Wohnungssektor verknüpft sind, als auch auf die Alltagspraktiken, in denen Finanzdienstleistungen von den Haushalten bezogen und konsumiert werden. Das übergeordnete Ziel ist es, Veränderungen in der Logik zu reflektieren, durch die Finanzsektor und Urbanisierungsprozesse verknüpft sind, und dies im spezifischen Kontext von Mexiko als einem Entwicklungs- bzw. Schwellenland.Das Thema wird aus zwei ergänzenden Perspektiven erforscht: Die Analyse auf der Makroebene zielt darauf ab, die Rolle von Mikrokrediten innerhalb der nationalen, regionalen und lokalen Wohnungspolitiken, die Akteure auf diesem Markt und die anvisierten Zielgruppen zu erfassen. Dies erfolgt auf Basis von Dokumentenanalyse und einer Serie von Experteninterviews. Die Analyse auf Mikroebene sucht zu verstehen, welche Konsequenzen die Ausweitung von Mikrokrediten auf Haushalte mit geringen Einkommen hat. Hierzu werden Bauprojekte und -aktivitäten von ausgewählten Haushalten evaluiert und im Hinblick auf soziale Konsequenzen untersucht. Dies erfolgt im Rahmen von qualitativen Fallstudien in der Metropolregion Mexico City und der Küstenregion des Staates Quintana Roo. Die Fallstudien werden mittels qualitativer Tiefeninterviews und fokussierter ethnographischer Beobachtung durchgeführt.Damit soll das Projekt dazu beitragen, bisherige Beschränkungen in der Debatte um Finanzialisierung mit dem starken Fokus auf Hypothekarkreditmärkte und Rentenerträge sowie die generelle Beschränkung auf die USA und Europa zu überwinden. Unter Bezugnahme auf sozialwissenschaftliche, entwicklungspolitische und planungswissenschaftliche Literatur, verspricht das Projekt in zweifacher Weise neue Erkenntnisse: Erstens trägt es potenziell dazu bei, Finanzialisierung als Konzept zu schärfen und vor dem Hintergrund post-kolonialer Ansätze in der Stadt- und Planungstheorie, in denen die Übernahme von eurozentristischen Konzepten kritisch hinterfragt wird, neu zu bewerten. Zweitens ermöglicht das Projekt empirische Erkenntnisse aus einem geographischen, ökonomischen und kulturellen Kontext in Betracht zu ziehen, der in der internationalen Literatur zum Verhältnis von Finanzialisierung und der Produktion der gebauten Umwelt bislang vernachlässigt wurde.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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