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FOR 2767:  Imaginarien der Kraft

Fachliche Zuordnung Geisteswissenschaften
Förderung Förderung seit 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 392750726
 
Kaum ein Feld der kulturellen Reflexion kommt ohne Konzeptualisierungen von Kraft aus: Vorstellungen von religiösen oder magischen (Schöpfungskraft, Zauberkraft), menschlichen (vis animae, Triebkraft, Willenskraft), politischen (kratos, potestas, Macht, Herrschaft, charisma), physikalischen (Schwerkraft, Anziehungskraft, Energie), biologischen (Zeugungskraft, Lebenskraft, Bildungskraft), physiologischen (Muskelkraft, Wahrnehmungskraft) oder sozioökonomischen (Arbeitskraft, Kaufkraft) Kräften verweisen auf die Dominanz wie auch die Plastizität des Konzepts Kraft und seiner Derivate. Seit der antiken Poetik und Rhetorik, tradiert über die Kunst- und Dichtungslehren der frühen Neuzeit, reflektieren gerade die Künste ihr Leistungsprofil auffällig häufig im Rekurs auf Kräftelehren (Schaffenskraft, Einbildungskraft, movere). Umso erstaunlicher ist es, dass die Übergänge und Übernahmen zwischen natur-, kultur- und kunstwissenschaftlichen Verwendungen des Kraftbegriffs noch kaum systematisch untersucht worden sind. Die KFG »Imaginarien der Kraft« bündelt vielfältige disziplinäre Zugänge zu Konzepten der Kraft und kraftaffiner Begriffe, um ihre Ausbildung und ihren Wandel in den Künsten zu erforschen. Gemeinsam mit international ausgewiesenen Fellows aus verschiedenen Disziplinen haben die Antragstellenden der ersten Förderphase, Frank Fehrenbach (Kunstgeschichte), Matthias Glaubrecht (Biologie/Wissenschaftsgeschichte) und Cornelia Zumbusch (Germanistik) in den vergangenen vier Jahren nach den Darstellungsmodi gefragt, die sich historisch zur Erfassung der selbst nicht fassbaren Kräfte herausbilden. Ausgangspunkt war die Beobachtung, dass das Wort ›Kraft‹ (griech. dynamis, lat. potentia) zwar die Fähigkeit bezeichnet, Wirkungen auszuüben, dass sich Kräfte selbst aber nicht wahrnehmen, sondern nur indirekt an ihren Wirkungen ablesen lassen. Die Künste und die Reflexionen über sie, so die leitende These, bilden einen privilegierten Ort der Auseinandersetzung mit den sinnlichen Präsenzeffekten unsinnlicher Kräfte, wobei durch diese Medialisierungen auch naturwissenschaftliche Konzepte Modifizierungen erfahren. Die Ergebnisse dieses fruchtbaren Dialogs zwischen Kunst-, Literatur- und Naturwissenschaften sollen in der zweiten Förderphase vom neuen Sprecher:innen-Team (Fehrenbach/Zumbusch) für die konzentrierte Erforschung ästhetischer Kräfte genutzt werden, um (1) ihre Affinität zu den nicht-quantifizierbaren Kräften des Numinosen, (2) ihr Verhältnis zu außereuropäischen Model-len der Kraft und (3) gegenwärtige gestalterische, künstlerische und literarische Auseinandersetzungen mit Praktiken der Energieerzeugung zu untersuchen.
DFG-Verfahren Kolleg-Forschungsgruppen

Projekte

Teilprojektleiterin Professorin Dr. Cornelia Zumbusch
 
 

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