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Quellenvergessen bei jüngeren und älteren Erwachsenen
Antragstellerin
Professorin Dr. Beatrice G. Kuhlmann
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung seit 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 392884168
Das Erinnern perzeptueller, räumlicher und zeitlicher Details eines Ereignisses zeichnet Erinnerungen des episodischen Langzeitgedächtnisses aus. Dieses dient als Grundlage zur Erinnerung der Quelle aus der eine Information stammt (z.B. wer etwas erzählt hat), die wiederum die weitere Interpretation und Verwendung dieser Information beeinflusst. Fehlende Quellenerinnerungen können lästig aber harmlos sein, wie etwa die Suche eines vermissten Gegenstands am falschen Ort; sie können aber auch ernsthafter sein, wie etwa das Verlassen auf Information aus einer nicht glaubwürdigen Quelle. Aufgrund eines generellen Defizit im Assoziationsgedächtnis haben ältere im Vergleich zu jüngeren Erwachsenen deutlich größere Schwierigkeiten bei der Erinnerung an mit einem Item assoziierte Quellendetails als an das Item selber. Trotz zahlreicher Forschungsarbeiten zum Quellengedächtnis wurde Quellenvergessen bisher kaum untersucht. Neurokognitive Ansätze postulieren, dass sich inzidentelle (d.h. unwillentliche) Vergessensprozesse zwischen Erinnerungen, die im Hippocampus repräsentiert sind (~Quellengedächtnis) und solchen, die im Neocortex repräsentiert sind (~Itemgedächtnis), unterscheiden: Erstere sollen aufgrund längerfristiger, vor allem im Schlaf wirkender, Zerfallsprozesse vergessen werden, letztere aufgrund kurzfristig wirkender Interferenzprozesse. Bisher haben nur wenige Studien das Vergessen der behavioralen Pendants von hippocampal bzw. neocortical repräsentierter Erinnerungen beim Menschen verglichen. Die meisten dieser Studien verließen sich dabei auf subjektive Berichte über das Erinnerungserleben statt auf eine objektive Messung der im Hippocampus repräsentierten Erinnerung an episodische Quellendetails. Auch fehlen bisher altersvergleichende Studien, um zu prüfen, ob sich das assoziative Gedächtnisdefizit älterer Erwachsener auch auf das Quellenvergessen ausweitet. In dem vorgeschlagenen Projekt sollen Quellen- und Itemgedächtnis bei jüngeren und älteren Erwachsenen objektiv über Sekunden bis Tage andauernde Retentionsintervalle erfasst werden. Analysen basierend auf einem multinomialen Modell werden die unabhängige Messung von Quellen- und Itemgedächtnis gewährleisten. In einer Vorstudie und Reanalyse zeige ich, wie eine Reparametrisierung dieses Modells den direkten Vergleich der Behaltensraten beider Gedächtnisformen ermöglicht. Zusätzlich schlage ich eine Modellerweiterung vor, um Speicherungs- und Abrufprozesse zu trennen. Im Projekt sollen außerdem Moderatoren des Quellenvergessens untersucht werden mit dem Ziel, Faktoren zu identifizieren, die gerade bei älteren Erwachsenen förderlich für das langfristiges Behalten von Quellendetails sind. Abschließend sollen auch zeitbedingte Veränderungen im Quellenraten berücksichtigt werden. Somit kann das vorgeschlagene Projekt sowohl zu einem besseren Verständnis der Vergessensprozesse im episodischen Gedächtnis als auch des assoziativen (Quellen-)Gedächtnisdefizits älterer Erwachsener beitragen.
DFG-Verfahren
Emmy Noether-Nachwuchsgruppen
Internationaler Bezug
USA
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Professorin Karen Mitchell; Professor Moshe Naveh-Benjamin