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Randomisierte Kontrollierte Studien zu Fundraising und zu Diskriminierung

Antragsteller Dr. Ulrich Glogowsky
Fachliche Zuordnung Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung Förderung von 2017 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 393877868
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Ergebnis des vorliegenden Forschungsvorhabens sind mehrere Studien in den Bereichen „Spendenfinanzierte Bereitstellung von Öffentlichen Gütern” und „Diskriminierung”. Eine der durchgeführten Studien betrachtet eine bisher unbeachtete Ineffizienz im Bereitstellungsprozess von öffentlichen Gütern: zu breit angelegte Fundraising Kampagnen. Als Ausgangspunkt der Studie fungiert die Beobachtung, dass viele Organisationen Fundraising-Instrumente an die Gesamtheit potentieller Spender adressieren (Standardszenario). Diese Verhaltensweise kann die Unterversorgung mit öffentlichen Gütern verschärfen. Insbesondere ist jeder zusätzliche Spendenaufruf mit marginalen Kosten verbunden. Diesen Kosten stehen aber häufig keine oder nur geringe Mehreinnahmen gegenüber (z.B., weil manche Individuen niemals spenden). Es ergibt sich ein Nettoverlust des marginalen Spendenaufrufs; Geld, das für die Bereitstellung öffentlicher Güter fehlt. Die erste Studie zeigt unter Verwendung eines randomisierten Feldexperiments, dass das Unterbereitstellungsproblem durch die zielgruppenspezifische Ansprache von Spendern abgeschwächt werden kann. Genauer werden zunächst Methoden zur Identifikation von Nettospendern entwickelt. Dies sind Spender, deren erwartete marginale Spende über den marginalen Kosten des Fundraisings liegt. Die Analyse der Daten zeigt dann, dass die Nettoeinnahmen durch die Adressierung der Fundraising-Instrumente an die Nettospender (gegenüber dem Standardszenario) um fast 40% gesteigert werden können. Zwei weitere Studien beschäftigen sich mit einer weiteren Ineffizienz im Bereitstellungsprozess. Im Fokus steht die Veruntreuung von individuellen Spenden. Genauer involviert die Bereitstellung von öffentlichen Gütern häufig Administratoren. Diese sind für die Administration des öffentlichen Gutes verantwortlich und können Mittel entwenden, um sich selbst zu bereichern. Anhand von zwei randomisierten kontrollierten Studien wird untersucht, ob die Mittelveruntreuung seitens eines Administrators (a) Beiträge in einem „Öffentlichen-Gut-Spiel” und (b) Spenden an Wohltätigkeitsorganisationen beeinflusst. Die erste Studie zeigt erstmalig, dass Mittelveruntreuung die Beiträge zu öffentlichen Gütern stark reduziert (im Erscheinen im Economic Journal). Die zweite Studie betrachtet den Spendenkontext und bestätigt den negativen Effekt von Mittelveruntreuung auf prosoziales Verhalten (Revise & Resubmit). Rentenextraktion reduziert Spenden an Wohltätigkeitsorganisationen. Weitere Analysen, die Teil der zweiten Studie sind, offenbaren, dass Rentenextraktion die prosoziale Motivation sogar in der längeren Frist verdrängt. Spender, die Mittelveruntreuung in einer Situation erfahren, reduzieren ihre Spenden ebenfalls in nachfolgenden Spendensituationen. Eine weitere Studie widmet sich den ökonomischen Kosten von Diskriminierung. Insbesondere wird analysiert, ob die Kosten der Diskriminierung diskriminierendes Verhalten beeinflussen. Zu diesem Zweck wurde während der stipendienfinanzierten Zeit ein vollständiges Online- Experiment ausgearbeitet, eine Website programmiert und E-Learning Videos produziert. Außerdem konnte eine Vorstudie durchgeführt und ein Pre-Analysis Plan verfasst werden. Die randomisierte kontrollierte Studie wird zeitnah ins Feld geführt. Abschließend ist zu berichten, dass die Studie zu Substitutionseffekten im Fundraising-Kontext nicht realisierbar war. Stattdessen konnte ich an der Gastuniversität neue Koautoren finden, mit denen ich zu den Themen „kinderinduzierte Einkommenslücke” und „Vermögensungleichheit” arbeite.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2019) Public Goods Provision with Rent-extracting Administrators. The Economic Journal 129 (620) 1593–1617
    Cagala, Tobias; Glogowsky, Ulrich; Grimm, Veronika; Rincke, Johannes
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1111/ecoj.12614)
  • (2018) „Behavioral Responses to Wealth Transfer Taxation: Bunching Evidence from Germany.” R&R at Journal of Public Economics
    Glogowsky, U
  • (2018). „Rent Extraction and Prosocial Behavior.” R&R at Journal of Economic Behavior & Organization
    Glogowsky, U., T. Cagala, V Grimm, J. Rincke und A. Tuset-Cueva
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.jebo.2019.08.008)
 
 

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