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Couples' parental leave decisions and experiences: A dyadic perspective on gender-role influences II

Subject Area Developmental and Educational Psychology
Social Psychology, Industrial and Organisational Psychology
Term from 2017 to 2022
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 393963867
 
Final Report Year 2023

Final Report Abstract

Zentrales Ziel dieses Projekts war es, den Einfluss von Rolleneinstellungen auf Elternzeitenentscheidungen zu ermitteln und Auswirkungen von Elternzeitentscheidungen zu beleuchten. Dabei galt es, Interdependenzen zwischen Lebenspartnern sowohl konzeptuell als auch methodisch zu berücksichtigen. Wir führten eine Längsschnittstudie mit heterosexuellen Doppelverdiener-Paaren beim Übergang zur Elternschaft durch. Die Datenerhebung fand während der Schwangerschaft (373 Paare) sowie 3 (334 Paare), 6 (305 Paare), 12 (290 Paare) und 18 Monate (267 Paare) nach der Geburt des Kindes statt. Zur unmittelbaren, alltagsnahen Untersuchung der Auswirkungen von Elternzeitentscheidungen nahm ein Teil dieser Paare (76) zusätzlich an einer Tagebuchstudie teil. Die Rolleneinstellungen erfassten wir so, dass jeweils separat die Rolle im beruflichen und im familiären Bereich betrachtet und dabei zwischen Frauen und Männern als Rolleninhaber/innen getrennt wurde. Ein entsprechender Fragebogen wurde in einer Vorstudie mit 1015 Personen entwickelt. Daneben kam noch ein älteres Instrument zum Einsatz, das die Überzeugung, die frühe mütterliche Erwerbstätigkeit schade dem Kind, misst. Wir erwarteten, dass traditionelle eigene Rolleneinstellungen sowie traditionelle Rolleneinstellungen des Partners dazu führen, dass Mütter länger und Väter kürzer beruflich aussetzen. Das Befundmuster entspricht insgesamt betrachtet diesen Annahmen. Unsere Ergebnisse verdeutlichen zugleich, dass Einstellungen zu unterschiedlichen Arten von Geschlechterrollen tatsächlich differenziert werden sollten. Relevant für Elternzeitentscheidungen sind Einstellungen zur Erwerbstätigenrolle von Männern, sowie zur Eltern- bzw. Mutterrolle von Frauen, d. h. zu Rollen, die traditionell mit Männern und Frauen assoziiert sind. Im Gegensatz zu früherer Forschung finden wir, dass nicht nur die Mütter durch die Einstellungen ihres Partners, sondern auch Väter in ihrer Elternzeitentscheidung durch die Einstellungen ihrer Partnerinnen beeinflusst werden. Weitere wichtige Erkenntnisse sind, dass kommunale Eigenschaften, die als typisch weiblich gelten, Mütter längere Elternzeiten nehmen lassen und agentische Eigenschaften, die als typisch männlich gelten, bei Vätern kürzere Elternzeiten vorhersagen. Für Väter zeigt sich zudem, dass insbesondere diejenigen, die relativ starke kommunalen Eigenschaften aufweisen, in ihren Elternzeitentscheidungen im Einklang mit den Einstellungen der Partnerin handeln. Für die Auswirkungen von Elternzeitentscheidungen lässt sich entgegen unserer Annahmen weder für die längerfristige Partnerschaftszufriedenheit noch für das alltägliche Erleben der Partnerschaft aufzeigen, dass sich Entscheidungen im Einklang mit Rollenvorstellungen förderlich auswirken. Bei den Bewertungen der Elternzeitentscheidungen durch Väter finden sich jedoch Zusammenhänge zwischen Elternzeitlänge und Rollenvorstellungen. So bedauern im Alltag insbesondere Väter mit weniger traditionellen Einstellungen zur Erwerbstätigenrolle von Männern, die nicht oder nur kurz beruflich pausiert hatten, erwerbstätig statt in Elternzeit zu sein. Was das Bedauern von Vätern über die Entscheidung gegenwärtig in Elternzeit zu sein betrifft, zeigen unsere Ergebnisse, dass es sich lohnt, zusätzlich den Einfluss des mütterlichen Gatekeepings (Kritik) und Gateopenings (Ermutigung) in den Blick zu nehmen. So ist beispielsweise an Tagen, an denen Väter mehr Ermutigung und Wertschätzung durch die Mutter erfahren als üblich, das väterliche Bedauern, in Elternzeit zu sein, schwächer ausgeprägt. Was für Ersteltern demonstriert wurde, sollte in Zukunft auch für andere Familienkonstellationen geprüft werden. Durch einen Vergleich von Ersteltern und Mehrfacheltern ließe sich untersuchen, inwiefern frühere Elternzeiterfahrungen bei weiteren Kindern einen Orientierungspunkt für die Inanspruchnahme und Aufteilung von Elternzeiten darstellen.

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