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Die östlichsten Siedlungen der Bandkeramik in ihrem regionalen Kontext
Antragsteller
Professor Dr. Thomas Saile
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung von 2018 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 394525779
In der Mitte des 6. Jahrtausends v. Chr. erreichte die neolithische Lebensweise das östliche Europa. Die erfolgreiche und schnelle Ausbreitung der Linienbandkeramik (LBK) brachte die ersten Ackerbauern bis an die Ufer des Südlichen Bug. Zwischen Dnjestr und Bug trafen die Linienbandkeramiker auf Menschen der späten Bug-Dnjestr-Kultur (BDC), die sich durch unterschiedliche ökonomische, soziale und religiöse Traditionen auszeichneten. Das beantragte Forschungsprojekt wird sich generell mit der Siedlungsstruktur der östlichsten Gruppen der Bandkeramik beschäftigen und dabei auch mögliche Kontakte zwischen der LBK und den ähnliche Landschaftsräume besiedelnden, aber durch unterschiedliche Lebensstile geprägten lokalen Gruppen der späte BDC zu berücksichtigen haben.Die vorgesehenen Untersuchungen werden in zwei Kernregionen stattfinden: 1) Mittleres Moldawien, hier wurde eine vergleichsweise dichte Konzentration bandkeramischer Fundstellen beobachtet, und 2) Mittlere Ukraine, hier wurden an den Ufern des Südlichen Bug Überreste einer der östlichsten bandkeramischen Siedlung in vergleichsweise geringer Entfernung von mehreren Bug-Dnjestr-Plätzen entdeckt.Im Rahmen des Projektes sollen vier zentrale Fragestellungen behandelt werden: 1) Eigenschaften der Langhäuser der östlichsten Bandkeramik im Vergleich zu den Verhältnissen in den weiter westlich gelegenen Gebieten der LBK, 2) Größe bandkeramischer Siedlungsplätze und Anlage des regionalen Siedlungsmuster, 3) Eigenschaften der vermuteten ökologischen Barriere, die eine weitere Ausbreitung der Bandkeramik in die Lössgebiete der Ukraine verhinderte, 4) Besonderheiten der Beziehungen zwischen LBK und später Bug-Dnjestr-Kultur unter Berücksichtigung des BDC-Einflusses auf bandkeramische Siedlungen in der interkulturellen Kontaktzone.Daher erachten wir es als notwendig, Teilflächen von linienbandkeramischen und Bug-Dnjestr-Fundstellen auszugraben, nachdem auf ihnen Flurbegehungen und Magnetprospektionen erfolgreich durchgeführt wurden; erste Vorarbeiten haben bereits erfolgreich stattgefunden. Erstmals wird es in den östlichen Randbereichen der Bandkeramik möglich sein, vollständige Hausgrundrisse von Langhäusern zu dokumentieren nachdem es gelungen ist, ihre Lage im Rahmen der letztjährigen Erkundungen zu bestimmen. Analysen der Silexartefakte, der Gefäßkeramik und der Tierknochen werden ebenfalls erforderlich sein, um ein besseres Verständnis der Lebensweisen in den östlichsten Grenzzonen der bandkeramischen Ökumene zu gewinnen. Die Rekonstruktion der einstigen Umweltbedingungen (Vegetationsgeschichte, Bodengenese) wird integraler Bestandteil unseres Untersuchungsprogrammes sein. Die Ergebnisse des multidisziplinären Forschungsansatzes werden ein vertieftes Verständnis unterschiedlichster Aspekte der östlichsten bandkeramischen Siedlungen erbringen und ihr Verhältnis zu benachbarten kulturellen Erscheinungen beleuchten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen