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Wissen durch Vertrauen? Zur Epistemologie der Zeugnisse wissenschaftlicher Experten
Antragsteller
Dr. Jon Leefmann
Fachliche Zuordnung
Theoretische Philosophie
Praktische Philosophie
Praktische Philosophie
Förderung
Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 396775817
Die Soziale Erkenntnistheorie thematisiert die vielfältigen epistemischen Beziehungen von Erkenntnissubjekten untereinander. Dabei behandelt ein wichtiger Strang der Debatte seit längerem die Frage nach den Ermöglichungs- und Rechtfertigungsbedingungen des Wissens aus dem Zeugnis Anderer. Einen Sonderfall der Beziehung zwischen Zeugnisgeber und Zeugnisnehmer stellt die Kommunikation zwischen wissenschaftlichen Experten und Laien dar. Diese ist insbesondere für das Verständnis der Vermittlung wissenschaftlicher Forschungsergebnisse an die Öffentlichkeit und für das Verständnis von Prozessen der Wissensproduktion in interdisziplinären Forschergruppen von Bedeutung.Obgleich in der erkenntnistheoretischen Debatte über Wissen aus dem Zeugnis Anderer verschiedene Vorschläge gemacht worden sind, wie Zeugnisnehmer trotz ihrer epistemischen Abhängigkeit zu gerechtfertigten Überzeugungen gelangen können, ist diese Frage im Hinblick auf den speziellen Kontext des Wissenserwerbs wissenschaftlicher Laien philosophisch bisher nur vergleichsweise wenig und unsystematisch untersucht worden.Im geplanten Projekt soll daher ausgehend von der erkenntnistheoretischen Debatte geklärt werden, wie Laien trotz ihrer epistemisch stark asymmetrischen Beziehung zu wissenschaftlichen Experten aus deren Zeugnissen erworbene Überzeugungen rechtfertigen können. Im Zentrum steht dabei der Begriff des epistemischen Vertrauens. Zum einen wird untersucht, was diese Haltung des Laien gegenüber den Wissensansprüchen wissenschaftlicher Experten auszeichnet, zum anderen wodurch sie (wenn überhaupt) als Methode des Wissenserwerbs unter den besonderen Bedingungen der Experte-Laie-Beziehung verlässlich wird. Von besonderem Interesse ist dabei die Hypothese, dass auf Expertenzeugnissen beruhende Überzeugungen des Laien nur dann als gerechtfertigt gelten können, wenn eine Interpretation von Expertenzeugnissen als einseitige Akte der Informationsübertragung zugunsten eines kommunikationsbasierten Ansatzes aufgegeben wird.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen