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"Pedagogical". Emergence, Imposition, variance and transformation of a modern conceptual field (German states, approx. 1750-1850)

Subject Area General Education and History of Education
Term from 2018 to 2022
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 396831010
 
Final Report Year 2023

Final Report Abstract

Das Vorhaben nahm die Emergenz, Durchsetzung, Varianz und Transformation des mit dem Adjektiv „pädagogisch“ verbundenen Begriffsfeldes (einschließlich Komposita, Negierungen und Steigerungen) in der deutschen pädagogischen Semantik der sog. Sattelzeit, d.h. im Aufbruch der Moderne zwischen ca. 1750 und 1850, in den Blick. Zwei Erkenntnisse bildeten die Grundlage des Projekts. Zum einen entstand das für die Felder der Bildung und der Erziehung zentrale Adjektiv erst im Laufe des 18. Jahrhunderts, zum anderen gab es von Anfang an eine starke Ambivalenz bei seinem Einsatz, und zwar zwischen einem relationalen – zur Pädagogik gehörenden, dem Pädagogen (seltener der Pädagogin) betreffend – und einem qualifizierenden – im Sinne einer Substanzbezeichnung, wie z.B. bei „Pädagogisch“. Emergenz, Durchsetzung, Varianz und Transformation eines modernen Begriffsfeldes (deutsche Staaten, ca. 1750-1850) der Verbindung „pädagogische Beziehungen“. Das geplante Vorhaben fragte nach dem Zeitpunkt, den Bedeutungen und deren Differenzierung sowie nach dem Aufschwung dieses Bedeutungsfeldes in der frühen Phase der Formierung der Fachsprache der Pädagogik. Besonders nachgefragt wurde die unterschiedliche Intensität und die variierende Bedeutung des Einsatzes dieses Begriffsfeldes in Schriften für niedere bzw. höhere Schulen, die als zentrales Feld für die Entstehung dieser Semantik angenommen wurden. Die Konsolidierung dieses Begriffsfeldes soll anhand der begriffsgeschichtlichen Untersuchung zentraler Lexika, Fachzeitschriften und Werke, die für Leser aus den genannten pädagogischen Bereichen – den niederen und höheren Schulen – publiziert wurden, aufgezeigt werden. Für den über 250.000 Seiten umfassenden digitalen Korpus von Fachzeitschriften, Magazinen und Monografien, die sich mit Fragen der Erziehung und des Unterrichts beschäftigten, und im Rahmen dieses DFG-Projektes für den Zeitraum 1750-1850 mit unterschiedlicher Tiefe analysiert wurden, lässt sich allgemein festhalten, dass das Attribut „pädagogisch“ inhaltlich sowohl zur Verortung der Disziplin als auch zur thematischen Aushandlung innerhalb des fachlichen Diskurses ab den 1770er Jahren genutzt wurde (konkret erstmals und prägend 1771 beim Historiker August Ludwig Schlözer), dabei allerdings im Laufe von nur wenigen Jahren in dieser Dekade eher als schillernde Vokabel zur (v.a. allgemeinen) Bezeichnung von Magazinen und Zeitschriften diente, ohne inhaltlich konkretisiert zu werden. Häufig fungierte die Vokabel, um auf andere – „pädagogische“ – Schriften hinzuweisen. Darüber hinaus markierte und grenzte das Attribut „pädagogisch“ zwar auch ein und von anderen Sachverhalten ab, eine einheitliche bzw. deutlich zu fassende Nutzung konnte allerdings weder in der Phase der Emergenz (1770-1780) noch im späteren Untersuchungszeitraum ausgemacht werden. Vielmehr offenbarte die Analyse der Einätze, dass der fachliche Diskurs inhaltlich noch weit bis in die ersten Dekaden des 19. Säkulums auch ohne eine breite bzw. intensivere Nutzung dieser Semantik auskommen konnte, was disziplingeschichtlich durchaus bemerkenswert ist. Quantitativ zeigt sich das Adjektiv „pädagogisch“ – trotz aller titelgebenden Einsätze, die bereits früh zu finden waren (zum Beispiel die „Pädagogischen Unterhandlungen“, das „Pädagogische Museum“ oder das „Pädagogische Jahrbuch“ am Ende der 1770er Jahre) – auch mehr als ein halbes Jahrhundert nach der ersten Nutzung überraschend optional für fachbezogene Auseinandersetzungen. Eine an diese Projektarbeit anschließende Analyse einschlägiger Zeitschriften, Abhandlungen sowie zusätzlich ggf. auch Schulordnungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts scheint daher u.E. sinnvoll, um zu analysieren, ob bzw. wann dieser Befund sich maßgeblich und nachhaltig verändert und „pädagogisch“ zur semantisch bedeutsamen Leitvokabel der disziplinären wie praxisbezogenen Kommunikation aufsteigt.

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