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LIFE: See-Spiegel Schwankungen, Oberflächenverformung und Seismogenese im Toten Meer.
Antragsteller
Professor Dr. Julius Jara Muñoz
Fachliche Zuordnung
Paläontologie
Physik des Erdkörpers
Physik des Erdkörpers
Förderung
Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 397011549
Das Tote-Meer-Becken ist das am tiefsten gelegene kontinentale Becken der Welt. Diese Region ist durch langfristige tektonische Subsidenz geprägt und wird durch aktive, seismogene Abschiebungen begrenzt. Allerdings erfährt diese Region gegenwärtig eine rapide Hebung, die von einer beschleunigten Senkung des Seespiegels begleitet wird. Diese Beobachtungen deuten auf ein komplexes Muster von klimatisch kontrollierten Vertikalbewegungen (z.B isostatische Ausgleichsbewegungen) hin. Jedoch ist unbekannt, welchen tatsächlichen Einfluss tektonische oder klimatische Mechanismen bei der kumulativen Verformung auf Zeitskalen von >1000 Jahren haben. Beobachtungen ähnlicher Phänomene in anderen abflusslosen Seen, z.B. in der Salton Sea und dem ehemaligen Lake Bonneville in den Vereinigten Staaten, lassen darauf schliessen, dass klimabeeinflusste Seespiegelschwankungen eine weitreichende Auswirkung auf Bewegungsraten sowie rekurrente Erdbebenmuster an Störungszonen haben könnten. Welche direkten Wechselwirkungen zwischen Seespiegeländerungen, Isostasie, Seismogenese und vertikalen Krustenbewegungen im Toten Meer bestehen, ist allerdings noch nicht bekannt, vor allem auf längeren geologischen Zeitskalen. Deshalb ist es zwingend notwendig, das gesamte Spektrum der möglichen Amplitude von klimatischen und tektonischen Prozessen zu erfassen, um damit Lücken in den Beobachtungen auf unterschiedlichen zeitlichen und räumlichen Skalen zu schließen. Dieses Projekt zielt darauf ab, die mögliche Verbindung zwischen klimatischen und tektonischen Prozessen bei der Deformation der Erdoberfläche aufzuklären. Hierzu werden die außergewöhnlich gut erhaltenen, fossilen Seeküstenlinien entlang des Beckens des Toten Meeres verwendet. Die Methoden zur Untersuchung der Seeküstenlinien sind durch eine Pilotstudie belegt und umfassen eine Kombination neuartiger Werkzeuge, wie die Aufnahme hochauflösender Topographie mit Hilfe von Drohnen, Morphometrie, 14C und Uran-Thorium-Datierungen und numerischer Modellierung. Die erwarteten Ergebnisse werden durch Daten aus vorhergehenden Projekten (DESIRE/DESERT, DSDDP) ergänzt, um eine umfassende Analyse und Interpretation zu erweitern. Dieses Projekt wird grundlegende Informationen zur seismo-tektonischen Segmentation des Toten-Meer-Beckens sowie zur Rolle klimatisch bedingter Seespiegeländerungen in Bezug auf Seismogenese und Störungsaktivität generieren. In Anbetracht der gegenwärtigen Infrastrukturprojekte und den Versuchen, den Seespiegel durch Wasserzufuhr aus dem Roten Meer wieder zu erhöhen, sollte die präzise Analyse klimatischer und tektonischer Wechselwirkungen zügig durchgeführt werden. Vor dem Hintergrund dieser Wechselwirkungen wird deshalb erwartet, dass das Projekt relevante Informationen zu möglichen seismischen Zukunftsszenarien liefern kann, die mit dem globalem Klimawandel in Verbindung stehen könnten und darüberhinaus helfen wird, raum-zeitliche Gefährungsanalysen angemessen zu bewerten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich, Israel
Kooperationspartner
Professor Dr. Amotz Agnon; Dr. Yannick Garcin; Professor Dr. Adi Torfstein