Detailseite
Projekt Druckansicht

Computerisierung und Wissensproduktion in ost- und westdeutschen Sicherheitsbehörden, 1960-1990

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2017 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 397084663
 
In der zeithistorischen Forschung zur Bundesrepublik und der DDR spielen die Auswirkungen der Computereinführung auf staatliche Institutionen bisher eine nachgeordnete Rolle, ebenso Techniken der staatlichen Wissensgenerierung. Das beantragte Vorhaben untersucht die Wechselbeziehungen zwischen Computerisierung und Wissensproduktion anhand von west- und ostdeutschen Polizeibehörden und Nachrichtendiensten zwischen den frühen 1960er und den späten 1980er Jahren. Mit dem Ministerium für Staatssicherheit, dem Bundeskriminalamt, dem Bundesamt für Verfassungsschutz und dem Bundesnachrichtendienst widmet es sich staatlichen Akteuren, die ihre Informationsverarbeitung vergleichsweise früh und umfassend auf die EDV umstellten. Im Rahmen des Vorhabens sollen drei Schwerpunkte gesetzt werden: Erstens wird der Zusammenhang von Computerisierung und Organisationswandel erforscht, der an Organisationsstrukturen, Personalprofilen und Kommunikationskanälen der Polizeibehörden und Nachrichtendienste festgemacht wird. Zweitens soll analysiert werden, wie sich Machtgefüge in den Behörden und deren Überwachungskapazitäten in einem gesellschaftlichen Rahmen veränderten. Drittens wird untersucht, wie sich die Produktion und Zirkulation von Wissen durch die Behörden änderte. Diese Perspektive lenkt den Blick auf die Folgen, die die neuen Speicher- und Transportmedien auf die Inhalte und das Format der erfassten Informationen hatten. Andererseits geht es um die Frage, wie die neue Technik Wissenstransfer erleichterte oder auch den Aufbau neuer Wissenshierarchien vorantrieb. Das beantragte Vorhaben untersucht den Zusammenhang von Computerisierung und Wissensgenerierung somit vergleichend, anhand von Sicherheitsbehörden in einer staatssozialistischen Diktatur und einer liberalen Demokratie. Hierdurch soll deutlich werden, inwieweit die politische Ordnung Einfluss auf die Entwicklung und die Verwendungsweisen der EDV im Sicherheitsbereich hatte bzw. inwieweit umgekehrt die Computereinführung systemübergreifend zu ähnlichen Lösungen führte. Daneben soll die Frage nach Transferprozessen andressiert werden. Das Arbeitsprogramm des beantragten Vorhabens schließt an Vorarbeiten des Antragstellers zur EDV-Einführung in MfS und BKA an. Im Rahmen des beantragten Vorhabens soll darüber hinaus die Überlieferung des Verfassungsschutzes und des Bundesnachrichtendienstes einbezogen werden. Zudem geht es darum, die EDV-Einführung in den Sicherheitsbehörden durch eine wissensgeschichtliche Perspektivierung für übergreifende Fragestellungen nach dem Wandel des "Wissens des Staates" in der "digitalen Moderne" anschlussfähig zu machen. Im Mittelpunkt der ersten Arbeitsphase steht die Auswertung von Quellenbeständen, die erst kürzlich zugänglich gemacht wurden. Der zweite Arbeitsschritt besteht in der Niederschrift einer auf 350 Seiten angelegten Monografie, die im Verlauf der hier beantragten 24 Monate fertiggestellt sein soll.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung