Gerard Mercator - Religion and Science in Early Modern Europe
Final Report Abstract
Welche Rolle spielt der Faktor Religion für die Genese der modernen Naturwissenschaften? In der frühen und gegenwärtigen wissenschaftsgeschichtlichen Diskussion der komplexen Frage wurden teilweise weitreichende Antworten formuliert, wobei sich das Interesse verständlicherweise auf diejenigen Protagonisten konzentrierte, die mit der Institution Kirche in Konflikt geraten waren (Nikolaus Kopernikus, Johannes Kepler, Galileo Galilei und andere). Die Repräsentativität dieser bekannten »Konfliktfälle« wird indes kaum zu beurteilen sein, wenn nicht der Kreis der zu berücksichtigenden naturforschenden Akteure erheblich erweitert wird. Das Projekt sucht dazu einen Beitrag zu leisten, indem es nach dem Verhältnis von Religion und Naturwissenschaft bei dem Duisburger Kosmographen Gerhard Mercator (1512–1594) fragt, und zwar erstmals auf der Grundlage seines gesamten literarischen Œuvres. Zur Arrondierung der Quellenbasis ist das bedeutendste seiner theologischen Werke, der bislang unveröffentlichte Kommentar zum Römerbrief, Kapitel 1–11, vollständig historisch-kritisch ediert, übersetzt und mit Sachanmerkungen versehen worden. Der Kommentar wird in einer zweisprachigen, lateinisch-deutschen Ausgabe sowohl gedruckt als auch digital der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Damit ist die Voraussetzung geschaffen, das religiöse Profil Mercators belastbar zu rekonstruieren und in seiner Bedeutung für das naturbeschreibende und naturdeutende Werk des Kosmographen zu diskutieren.
