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Politischer Mord und monarchische Herrschaft im Zeitalter des Hellenismus
Antragstellerin
Dr. Anja Busch
Fachliche Zuordnung
Alte Geschichte
Förderung
Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 397472831
Attentate auf politisch bedeutsame Personen ist in allen Epochen und in allen Gesellschaften ein Mittel zur Durchsetzung unterschiedlicher politischer Interessen gewesen. Die hellenistischen Monarchien waren besonders von Auseinandersetzung um den Herrscherthron geprägt. Begünstigt wurden diese durch fehlende, verbindliche Sukzessionsregelungen. Lediglich Dynastiezugehörigkeit stellte einen Faktor legitimer Thronfolge dar. Daher war nicht nur der Monarch selbst ständig von Anschlägen aus seinem unmittelbaren Umfeld bedroht, sondern auch alle Angehörigen des Königs sowie Personen aus seinem näheren Umfeld mussten fürchten, von diesem als potentielle Bedrohung ausgeschaltet zu werden. Es stellt sich daher die Frage, wie sich ein Monarch legitimierte, der seine Herrschaft nur durch Mord an seinen Verwandten oder anderen ihm nahestehenden Personen abgesichert hatte, vielleicht sogar nur durch die Ermordung seines Vorgängers und verschiedener Prätendenten an die Herrschaft gelangt war. In der modernen Forschung wird häufig das Charisma des Herrschers als Grundlage der Herschaftslegitimation im Hellenismus herangezogen. Charisma galt es aber erst zu entwickeln und unter Beweis zu stellen. Daran schließt die Frage nach den Eliten und Hofangehörigen bzw. denjenigen politisch relevanten sozialen Gruppen an, die in Interaktion mit dem Herrscher dessen Charisma zugestehen oder ihm die Akzeptanz entziehen konnten. Letzteres konnte wiederum das Todesurteil für den Herrscher bedeuten. Eine Bedrohung für den Monarchen und seine Angehörigen konnte auch die Konkurrenz einzelner Höflinge um die Gunst des Herrschers und die bestmögliche soziale Position am Hof darstellen. In den stark hierarchisierten Hofgesellschaften herrschte ein permanentes Ringen um Macht. Die hellenistischen Monarchien waren insofern höchst fragile Systeme. Politisch motivierte Attentate waren gleichsam an der Tagesordnung.Das Projekt untersucht Mord als äußerste Form der Gewalt im Kontext monarchischer Herrschaft in hellenistischer Zeit. Mithilfe moderner soziologischer Konzepte zur Trias Macht - Herrschaft - Gewalt (z.B. nach Max Weber und Hannah Arendt) und im Hinblick auf die Frage, in welchem Verhältnis diese im politischen Diskurs der Antike zueinander standen, wird das Projekt einen Beitrag zum Verständnis monarchischer Herrschaftsstrukturen und Hofgesellschaften in hellenistischer Zeit leisten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen