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Politischer Mord und monarchische Herrschaft im Zeitalter des Hellenismus

Antragstellerin Dr. Anja Busch
Fachliche Zuordnung Alte Geschichte
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 397472831
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die hellenistischen Monarchien waren von blutig ausgetragenen Auseinandersetzungen um den Herrscherthron geprägt. Diese wurden durch das Fehlen verbindlicher Nachfolgeregelungen begünstigt, denn lediglich die Zugehörigkeit zur Dynastie, nicht aber das Erstgeburtsrecht stellte einen Faktor legitimer Thronfolge dar. Daher war nicht nur der Monarch selbst ständig von Anschlägen aus seinem unmittelbaren familiären Umfeld bedroht, sondern auch die Angehörigen des Königs mussten fürchten, von diesem oder anderen Verwandten als potenzielle Konkurrenten ausgeschaltet zu werden. In der Forschung wird häufig das Weber’sche Charisma als Grundlage hellenistischer Herrschaftslegitimation herangezogen. Dieses war aber erst auf dem Schlachtfeld zu beweisen, bevor es zu einem tragenden Legitimationsfaktor werden konnte. Zunächst stellte sich daher die Frage, wodurch ein Monarch sich legitimierte, der erst durch Mord an seinen Vorgänger auf den Thron gelangt war. Einzelne Herrscher, namentlich etwa Philipp II. und Alexander III., vermochten fraglos ein hohes Maß an Charisma zu entwickeln, das ihnen eine vergleichsweise lange Herrschaft bescherte. Doch gründete auch ihre Herrschaft auf in ihrer dynastischen Zugehörigkeit und beide stehen im Verdacht, ihre Herrschaft mit einem Mord begonnen zu haben. Die Ermordung Philipps II. ist einer der bekanntesten politischen Mordfälle der Antike. Daran an schließt sich die Frage nach den Eliten und Angehörigen des Hofes bzw. politisch relevanten sozialen Gruppen, die dem Herrscher das Charisma in Interaktion mit diesem zugestehen oder Akzeptanz entziehen konnten, wobei letzteres wiederum leicht sein Todesurteil bedeuten konnte. Potenziell lebensbedrohlich war für den Monarchen und seine Angehörigen zudem die Konkurrenz einzelner Höflinge um die Gunst des Herrschers und die beste soziale Position am Hof. In den stark hierarchisierten hellenistischen Hofgesellschaften herrschte so ein permanentes Ringen um Macht. Besonders die Reiche der Ptolemaier und der Seleukiden waren zu gleichen Teilen durch eine lange dynastische Kontinuität wie anhaltende innerdynastische Auseinandersetzungen um den Königsthron geprägt. Insofern war die Herrschaft des/der einzelnen Monarchin in höchstem Maße fragil. Das Projekt hat den politischen Mord als Extremfall physischer Gewalt in Bezug auf den Zusammenspiel zwischen Macht und Herrschaft im Kontext der hellenistischen Monarchien untersucht. Mithilfe moderner soziologischer Konzepte zur Trias Macht – Herrschaft – Gewalt sollte das Projekt einen Beitrag zum Verständnis monarchischer Herrschaftsstrukturen und höfischer Gesellschaften sowie zum Herrschafts- und Gewaltdiskurs in hellenistischer Zeit leisten.

 
 

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