Where are the jobs? Stadtregionale Zentrenstrukturen im internationalen Vergleich
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das zentrale Ziel dieses Forschungsvorhabens bestand darin, die räumlichen Verteilungsmuster der stadtregionalen Beschäftigung – insbesondere die Lage und morphologisch-funktionalen Eigenschaften von „Zentren“ – in ausgewählten US-amerikanischen und deutschen Stadtregionen vergleichend zu analysieren und zu erklären. Mit diesem Erkenntnisinteresse stieß das Projekt in eine eklatante Lücke der internationalen Stadtforschung, da vergleichende Forschungsarbeiten zu räumlichen Verteilungsmustern der Beschäftigung, zur physisch-morphologischen Ausprägung von Beschäftigungszentren, zur Erklärung dieser Muster und zu ihrer Veränderung im Zeitverlauf weitgehend fehlen. Mit einem einheitlichen methodischen Ansatz konnten die Konvergenz und Divergenz von räumlichen Entwicklungen in den betrachteten Regionen differenziert aufgezeigt und bewertet werden. Mit einem neuartigen empirischen Ansatz, der auf hochauflösenden fernerkundlichen als auch sozioökonomischen Daten basiert, gelang es, die Polyzentralität stadtregionaler Beschäftigungsverteilungen mit hoher räumlicher und sachlicher Differenzierung aufzuzeigen und zu erklären. Erstmals wurden Zentren nicht nur in ihrer Bedeutung als Konzentration von Firmen und Beschäftigten verstanden, sondern auch als Orte einer mehr oder minder starken baulichen Verdichtung. Die erzielten Befunde bieten zum einen methodischen Mehrwert: Mit dem am DLR entwickelten Ansatz lassen sich zukünftig großmaßstäbliche Analysen urbaner Siedlungs- und Zentrenstrukturen durchführen. Möglich ist die Entwicklung dreidimensionaler Baumassenmodelle, die nicht nur in der empirischen Auseinandersetzung mit der raumstrukturellen Entwicklung einsetzbar sind, sondern auch für andere Anwendungszwecke (wie der urbanen Klimafolgenforschung) Relevanz entfalten könnten. Das entwickelte methodische Arsenal ist grundsätzlich skalierbar und somit für large-N-Forschung von hohem Interesse. Zum anderen bieten die Ergebnisse des Forschungsvorhabens neue Einblicke in die Strukturen und Veränderungsdynamiken metropolitaner Beschäftigungsgeographien: Mit einem international vergleichenden Forschungsansatz konnten sowohl konvergente wie auch divergente – eher pfad-/kontextabhängige – Entwicklungsmuster aufgezeigt und in gewissen Grenzen auch erklärt werden. Danach ergibt sich ein insgesamt eher fragmentiertes Bild: Trotz der offensichtlichen Unterschiede zwischen beiden Ländern lassen sich stadtregionale Entwicklungen kaum durch nationale Muster erklären. Ein eindeutig divergenter Trend zwischen US-amerikanischen und deutschen Stadtregionen – wie dies in der Literatur mit Blick auf die „amerikanische“ und „europäische“ Stadt häufig suggeriert wird – ist nicht auszumachen. Ebenso wenig ist das Phänomen der stadtregionalen Beschäftigungsdekonzentration und polyzentrischen Entwicklung als universell anzusehen. Die Entwicklung der stadträumlichen Beschäftigungsverteilung wird nicht nur durch ubiquitäre sozioökonomische Transformationsprozesse, sondern in starkem Ausmaß auch durch den spezifischen nationalen und regional-geographischen sowie institutionellen Kontext bestimmt. Die Regulierung der Raumnutzung durch wachstumssteuernde Planung ist dabei ein relevanter Faktor bei äußerst hoher inter-staatlicher Varianz. Es ist somit ein Hauptergebnis dieses Vorhabens, dass lokal und regional wirksame Faktoren in Erklärungsmodellen stadtregionaler Entwicklungstrends von Arbeitsmarkt und Beschäftigung stärkere Beachtung finden müssen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2019). Large-area characterization of urban morphology—Mapping of built-up height and density using TanDEM-X and Sentinel-2 data. IEEE Journal of Selected Topics in Applied Earth Observations and Remote Sensing, 1-16
Geiß, C., Leichtle, T., Wurm, M., Pelizari, P. A., Standfuß, I., Zhu, X.X., So, E., Siedentop, S., Esch, T., Taubenböck, H.
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(2020): Employment suburbanization in the 21st century: A comparison of German and US city regions. Cities 104
Heider, B., Siedentop, S.