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Teacher Noticing in Taiwan und Deutschland – Welche Rolle spielen kulturelle Normen in Bezug auf Aspekte von Unterrichtsqualität?

Fachliche Zuordnung Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 398139852
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Projekt TaiGer Noticing wurden mittels eines kulturübergreifenden Vergleichs kulturelle Normen in Bezug auf Aspekte von Unterrichtsqualität, die das Noticing von Lehrkräften beeinflussen, untersucht. Deutschland und Taiwan fungierten als Repräsentanten der westlichen und ostasiatischen Kultur. Drei Aspekte der Unterrichtsqualität, die sowohl im ostasiatischen als auch im westlichen Mathematikunterricht als zentral gelten, wurden fokussiert: Das Nutzen von Darstellungen, das Eingehen auf das Denken der Schüler und der Einsatz von Aufgaben. Mit Hilfe von Textvignetten wurde das Noticing bezüglich dieser Aspekte erhoben. Da davon ausgegangen wurde, dass kulturelle Normen in Bezug auf Aspekte der Unterrichtsqualität nicht nur das Noticing von Lehrenden, sondern auch die Operationalisierung des Konstrukts durch Forschende beeinflussen, wurden im Projekt auch Expert*innennormen untersucht. Phase 1 zielte entsprechend darauf ab, sowohl potenziell kulturspezifische als auch interkulturell gültige Normen zu identifizieren. Zu diesem Zweck konzipierte und implementierte das binationale Forschungsteam einen innovativen, parallelen Prozess der Vignettenentwicklung vor der Expert*innenbefragung. Es wurden 18 Vignetten entwickelt, die erwartete Normverstöße enthalten – drei zu jedem Aspekt der Unterrichtsqualität in jedem nationalen Team. Eine Stichprobe von Professor*innen der Mathematikdidaktik wurde gebeten, die Situationen in den Vignetten zu bewerten, um die von den Projektteam-Mitgliedern aus Taiwan bzw. Deutschland erwarteten Normverstöße zu validieren. Die Ergebnisse, die auf den Antworten von 24 Expert*innen aus Deutschland und 19 aus Taiwan basieren, zeigen, dass nur in 5 der 18 Fälle die identifizierten Normen als interkulturell gültig angesehen werden können, während in 8 Fällen die identifizierten Normen voneinander abweichen und somit als kulturspezifisch gelten. Kulturspezifische Normen konnten bezüglich aller drei Aspekte der Unterrichtsqualität identifiziert werden. Mit diesen Expert*innennormen als Referenzrahmen wurde in Phase 2 das Noticing der Lehrkräfte in Deutschland und Taiwan mittels einer Befragung von jeweils ca. 110 Mathematiklehrkräften kontrastiert. Die Lehrkräfte beurteilten 12 Vignetten, die in mindestens einem Land validiert wurden. Die Kodierschemata basierten auf den in Phase 1 ermittelten kulturellen Normen der einzelnen Länder. Die Analyse der Lehrkräfteantworten zeigt wiederum einen Einfluss der kulturell geprägten Unterrichtsqualitätsnormen. Die Projektergebnisse tragen damit zur Beantwortung der übergeordneten Frage nach Determinanten des Noticing von Lehrkräften bei. Die festgestellten Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen spiegeln Ergebnisse früherer Forschungen zu Unterschieden im (Mathematik-)Unterricht zwischen ostasiatischen und westlichen Kulturen, was die Validität der Ergebnisse untermauert. Die Ergebnisse sind für weitere Forschungsarbeiten bezüglich (1) der Faktoren, die das Noticing von Lehrenden beeinflussen, (2) der kultursensiblen Messung des Noticings von Lehrenden und (3) kulturell unterschiedlicher Perspektiven auf eine qualitativ hochwertigen Mathematikunterricht relevant.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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