Mikrofazies und Isotopie der Bildsteine auf Gotland – ein neuer Ansatz zur Ermittlung der Herkunft des Ausgangsmaterials
Paläontologie
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Insgesamt ist das Projekt sehr erfolgreich verlaufen, auch wenn es pandemiebedingte Verzögerungen gab. Die folgenden Fragen waren im Antrag gestellt und konnten bis auf eine alle beantwortet werden: Zu welcher geologischen Einheit gehört die Rohmaterialquelle der jeweiligen Bildsteine? Für alle Bildsteine lässt sich – wenn auch mit unterschiedlicher Genauigkeit – das Rohmaterial anhand der Kohlenstoff-Isotopie einer bestimmten stratigraphischen Einheit zuordnen. Die Strontium-Isotopie konnte leider wegen einer zu starken post-sedimentären Überprägung nicht zur weiteren Präzisierung herangezogen werden. War der zum Standort nächstgelegene oder ein weiter entfernt liegender Aufschluss die Rohmaterialquelle? Für die meisten Bildsteine wurde das nächstgelegene, geeignete Rohmaterial verwendet. Das gilt insbesondere für die großen und somit schweren Bildsteine, da der Transport großer Steine einen erheblichen, logistischen Aufwand bedeutete. Nur für 16 Bildsteine konnte ein Transportweg von ³10 km nachgewiesen werden; alle anderen wurden deutlich weniger weit transportiert. Spielte der Fossilgehalt des Gesteins eine wichtige Rolle bei der Auswahl des Rohmaterials? Mit Ausnahme der B-Steine, bei denen der Glitzereffekt der Crinoiden offensichtlich eine große Rolle spielte, spielte der Fossilgehalt – von wenigen Ausnahmen abgesehen – keine Rolle. Es scheint auf den ersten Blick verwunderlich, dass insbesondere Riffschuttkalke mit vergleichsweise großen Fossilresten verwendet wurden, während feinkörnige Kalke deutlich seltener verwendet wurden. Dies liegt v.a. daran, dass die groben Kalke massive Bänke ausbilden, während die feineren Kalke durch bankinterne Schichtungsphänomene (z.B. Schrägschichtung) leichter brechen bzw. sich durch Frostsprengung leicht aufspalten. Es kann vermutet werden, dass eine ursprüngliche Bemalung der Steine den störenden Effekt großer Fossilreste verringert hat. War der Typ des Bildsteines abhängig von der Fazies des Gesteins? Mit Ausnahme der Bildsteine, die aus Sandstein gefertigt wurden, wurden alle Bildsteine aus gebankten Kalken gefertigt, die entweder in der Umgebung von Riffen oder in sehr flachem Wasser auf den Karbonatplattformen gebildet wurden (dargestellt in den gelben und roten Farbtönen in Abb. 13a in Hänsel et al., submitted; Manuskript ist beigefügt). Gesteine aus der weit verbreiteten Mergel-Fazies insbesondere der Visby- , Slite- und Hemse-Gruppe wurden nicht verwendet, da (a) die Bänke meist zu dünn und/oder zu knollig waren und (b) die Bankflächen wellig sind und einen hohen Aufwand bei der Glättung erfordert hätten. Generell wurden fast ausschließlich Gesteine verwendet, bei denen die natürliche Bankung bereits relativ ebene Flächen erzeugt hat. Selbst große Komponenten können durch diese diagenetische Bankung durchschnitten werden, sodass trotz der groben Komponenten ebene Flächen entstehen, die sich gut weiterbearbeiten lassen. Einzig die B-Steine zeigen eine deutliche Präferenz für eine bestimmte Fazies – hier wurden bevorzugt Crinoidenkalke oder crinoidenreiche Kalke verwendet. Stammen die exportierten Steine von Köping auf der Insel Öland und von Grobin in Lettland tatsächlich aus Gotland? Diese Frage konnte leider nicht beantwortet werden, da pandemiebedingt kein Zugang zu den Steinen möglich war. Wurden die speziellen Bildsteine der Tjängvide- bzw. der Lärbro-Gruppe jeweils von der gleichen Werkstatt durch die Nutzung der gleichen Rohmaterialquelle produziert? Ja. Die Isotopenuntersuchungen bestätigen die auf archäologische Befunde beruhende Hypothese, dass diese Bildsteine in jeweils einer Werkstatt, vermutlich jeweils von ein und demselben Meister oder derselben Meisterin angefertigt wurden, denn die Isotopenwerte liegen sehr dicht beieinander. Die Isotopenwerte der Tjängvide-Bildsteine belegen eine Herkunft aus Gesteinen der Hemse- Gruppe, die der Lärbro-Bildsteine eine Herkunft aus Gesteinen der Slite-Gruppe.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Stable carbon and oxygen isotope geochemistry as provenance indicator for the picture stones on Gotland (Sweden). GFF, 144(3-4), 220-239.
Hänsel, Patrick; Oehrl, Sigmund; Ideström, Lena; Widerström, Per; Reddin, Carl J. & Munnecke, Axel
