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Theatergeräusche

Antragstellerin Dr. Julia H. Schröder
Fachliche Zuordnung Musikwissenschaften
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 398625117
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Theatergeräusch ist ein wichtiges Bühnenmittel, über das in diesem Projekt systematisch und historisch geforscht wurde. Als Kulturpraxis kann es als eine Gegentradition zur Musik verstanden werden, die alternative Instrumente hervorgebracht hat, nämlich Theatergeräuscherzeuger wie Regen- und Donnermaschinen. Sie sind geprägt von ihrem kontinuierlichen Einsatz in der europäischen Theaterpraxis für etwa 400 Jahre (doch werden schon in der Antike Geräuscherzeuger beschrieben und Donner in Regieanweisungen genannt). Erst mit dem Einzug von Elektroakustik in die Theater im 20. Jahrhundert wandeln sich die Geräte der Geräuscherzeugung von mechanischen in elektroakustische und später in digitale. Dieser Wandel von der Imitation durch Geräuschmaschinen zur Wiedergabe einer Tonaufnahme stellt einen Umbruch in der Geschichte des Theatergeräuschs dar und bildete einen Schwerpunkt der Untersuchung. In der Theaterpraxis führte die neue Technik zu einem zeitweiligen Parallelgebrauch von mechanischen Geräuscherzeugern und Audiotechnik im Theater des 20. Jahrhunderts. Sie mündete in eine Migration einiger Geräuscherzeuger in das Perkussionsinstrumentarium des Sinfonieorchesters einerseits und die Wiederentdeckung im Rahmen der historisch informierten Aufführungspraxis von Musiktheater andererseits. Mit der Zusammenstellung von Quellen zu mechanischen Geräuscherzeugern konnte eine historische Kontinuität belegt werden. Die Auswertung von frühen Schallplatten mit Theatergeräuschen ergab, dass zunächst nur die mechanischen Geräuscherzeuger aufgenommen wurden, erst ab den 1950er Jahren wurden auch Außenaufnahmen für Theaterinszenierungen kommerziell angeboten. Als akustische Bühnenpräsenz gibt es Hinweise auf Donnergeräusche in Form von Regieanweisungen in vielen Epochen. Solche Angaben zu Theatergeräuschen wurden teilweise in Musiktheaterpartituren komponiert, teilweise im Rahmen der Inszenierung detailliert zu einem Sound Design ausgestaltet. Mit exemplarischen Untersuchungen zum Einsatz der Theatergeräusche in der Oper trägt diese Studie auch zur Musiktheaterforschung bei, in der die Geräusche erst langsam beachtetet werden. In seinen vielfältigen Ausformungen kann das Theatergeräusch sowohl als alternative Kulturpraxis von Geräuschorganisation zu Musik verstanden werden, als auch in seinen verschiedenen Beziehung zu Musik als Vorläufer der Erweiterung des musikalischen Materials um das Geräuschspektrum im 20. Jahrhundert.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Vortrag zu Projektzwischenergebnissen im Kolloquium Audiokommunikation, Prof. Weinzierl, TU Berlin
    Julia H. Schröder
  • Vortrag zu Projektzwischenergebnissen im Kolloquium Audiokommunikation, Prof. Weinzierl, TU Berlin
    Julia H. Schröder
  • „Forschungsprojekt Theatergeräusche“, Vortrag, Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung, Universität Bonn
    Julia H. Schröder
  • „Theaterklopfen: unsichtbar und unheimlich“ bei ARS-Tagung „knock. tap. rap“, Vortrag, Johannes Gutenberg Universität Mainz
    Julia H. Schröder
  • „Donnerblech und Windmaschine: Die Migration der Theatergeräuscherzeuger ins Sinfonieorchester“, Vortrag, Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung, Humboldt Universität Berlin
    Julia H. Schröder
 
 

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