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Resilienz-Management in Handel, Transport und Finanzwesen zwischen Elbe und Weichsel: Die Handelshäuser Loitz, Grieben und Lindholz, 1544-1576

Antragsteller Professor Dr. Markus A. Denzel, seit 11/2018
Fachliche Zuordnung Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung Förderung von 2017 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 398661685
 
Der Kommerzialisierungsprozess des "langen" 16. Jahrhunderts stellte im niederdeutsch-hansischen Bereich eine einschneidende Phase in der Handelsgeschichte dar. Er brachte nicht nur die zunehmende Konkurrenz nordwesteuropäischer Kaufleute aus den Niederlanden und England, mit sich, sondern auch die allmähliche Veränderung und den Niedergang der über Jahrhunderte in diesem Raum vorherrschenden hanseatischen Handelsstrukturen. In Abgrenzung zu hansischen Gelegenheitsgesellschaften einerseits und ihren aufstrebenden westeuropäischen Konkurrenten andererseits treten im niederdeutschen Raum zwei Unternehmerfamilien klar hervor: die Gebrüder Loitz aus Stettin und die mit ihnen konkurrierenden Grieben aus Leipzig. Die Geschäftstätigkeit der Loitz und Grieben kann als beispielhaft für die Auswirkungen der zunehmenden Maritimisierung der Handels- und Transportbeziehungen zwischen dem Ostseeraum und Nordwesteuropa, der engen Verzahnung von maritimen und kontinentalen Geschäftsbereichen sowie des Transfers von kommerziellem Wissen von Nordwesteuropa in den Ostseeraum angesehen werden. Die archivalischen Überlieferungen der Loitz und Grieben bieten detaillierte und vertiefte Einblicke in das (letztlich in beiden Fällen gescheiterte) Resilienz-Management von diesen im Handel, Transport und Finanzwesen engagierten Unternehmen im niederdeutschen Raum. Von entscheidender Bedeutung für die unternehmerische Tätigkeit der Loitz und Grieben waren zwei externe disruptive Ereignisse: die Odersperre 1562, die einen Höhepunkt im wirtschaftspolitischen Streit zwischen Stettin und Frankfurt an der Oder bildete, und die Sundsperre 1567, als Höhepunkt im Kriegsgeschehen des Siebenjährigen Nordischen Krieges (1563-1570). Insgesamt zielt dieses Teilprojekt auf die Frage ab, wie Resilienz-Management im Nordosten des Reiches in späthansischer Zeit von Großhandels und Finanzunternehmen betrieben wurde und inwieweit dieses von den Herausforderungen des Kommerzialisierungsprozesses des 16. Jahrhunderts und angesichts der engen Verflechtung der Kaufmannschaft mit den Territorialfürsten erfolgreich sein konnte. Ziel dieses Teilprojektes ist es, durch die Herausarbeitung und detaillierte Untersuchung der bei den Loitz und Grieben gebräuchlichen Resilienz-Strategien und -Instrumenten erstmals quellenbasierte Aussagen darüber zu gewähren, ob und inwieweit von einem auch in der neueren Forschung wieder behaupteten "innovatorischen Rückstand" bzw. einer verpassten Anpassung der Unternehmensstrukturen an die neuen Rahmenbedingungen im Handel und Finanzwesen des niederdeutschen Raums im 16. Jahrhundert die Rede sein kann.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Ehemaliger Antragsteller Professor Dr. Gerhard Fouquet, bis 10/2018
 
 

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