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Resilienz-Management in Handel, Transport und Finanzwesen zwischen Elbe und Weichsel: Die Handelshäuser Loitz, Grieben und Lindholz, 1544-1576

Antragsteller Professor Dr. Markus A. Denzel, seit 11/2018
Fachliche Zuordnung Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung Förderung von 2017 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 398661685
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Unter den zahlreichen Kaufmannsbankiersfamilien im Heiligen Römischen Reich des 16. Jh.s nahmen die Loitz, die im 15. Jh. in Stettin zu Groß- und Fernhandelskaufleuten aufgestiegen waren und ab den 1530er Jahren auch in Danzig und nach 1550 in Lüneburg Unternehmen aufbauten, einen hervorragenden Platz ein. Nach dem Umfang ihrer Handels- und Banktätigkeit wie auch nach der Internationalität ihres Engagements waren die Loitz zweifelsohne eine der größten und bedeutendsten kommerziellen Familienunternehmer ihrer Zeit, berühmt für ihre jahrzehntelange finanzielle Zusammenarbeit mit mehreren Fürstenhöfen im gesamten Ostseeraum, berüchtigt wegen ihres spektakulären Falls während der Wirtschaftskrise um 1570. Die Loitz sind darüber hinaus diejenige Kaufmannsfamilie im Hanseraum der Spätzeit mit der vielleicht umfangreichsten und vielschichtigsten, wenngleich sehr verstreuten Überlieferung, innerhalb derer die Danziger Rechnungsbücher der Jahre 1566 bis 1570 herausragen. Diese quartalsmäßigen Abrechnungshefte bieten nicht nur einen detaillierten Einblick in die facettenreiche Geschäftstätigkeit der Danziger Loitz, sondern präsentieren zugleich ein besonders aussagekräftiges Beispiel traditionell hansischer Buchführung und ihrer Techniken aus einer Zeit bedeutender kommerzieller Umbrüche gerade im späthansischen Ostseeraum. – Die Analyse der Loitzschen Buchhaltung und einer Vielzahl bislang nicht oder kaum berücksichtigter Quellen aus zahlreichen europäischen Archiven ermöglicht eine vollständige Neubewertung der unternehmerischen Aktivitäten der Loitz im dritten Viertel des 16. Jh.s, und dies insbesondere unter dem Forschungsparadigma des Resilienz- Managements: Die Loitz passten sich mit ihren vielfältigen Unternehmungen annähernd perfekt an die sich verändernden Rahmenbedingungen im Ostseeraum und den angrenzenden Ländern in der Umbruchssituation des 16. Jh.s – einem europaweiten Kommerzialisierungsprozess – an, bewältigten interne und externe Krisen großenteils ohne größere eigene Verluste und vermochten sich in der nordosteuropäischen Hochfinanz geradezu unentbehrlich zu machen. Trotz ihrer Bemühungen um firmeninternes resiliencing und organisationalstrategische Anpassung gerieten sie allerdings in den Strudel der sich in der zweiten Hälfte der 1560er Jahren anbahnenden europäischen Wirtschaftskrise, die ihnen nicht nur zahlreiche ihrer bisherigen Geschäftsfelder im gesamten Ostseeraum entzog, sondern auch ihre Liquidität zunehmend einschränkte. Die Folge war eine mindestens partielle Liquiditätskrise, infolge derer die Loitz ihre Standorte nach und nach aufgaben und sich auf das Geschäft mit der Krone Polens konzentrierten. Nichtsdestoweniger waren die Loitz die vielleicht bedeutendste Unternehmensgruppe und Unternehmerfamilie im späthansischen Ostseeraum des 16. Jh.s, deren Resilienz-Management lange erfolgreich, aber in der entscheidenden Krise nicht erfolgreich genug war.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Freunde, Bekannte und Betrüger: Kreditgeschäfte Johann Philipps Rheingraf von Dhaun und Graf Christophs von Oldenburg mit dem Bankier Stefan Loitz (1553–1559), in: Annales Mercaturae 8, 37-58
    Fouquet, Gerhard
  • Stefan Loitz, das Salz und die Lüneburger Siedegeschäfte: Das Scheitern einer vielversprechenden Resilienz-Strategie (ca. 1539–1572), in: Annales Mercaturae 8, 59-72
    Hagen, Christian
  • Die Rechnungsbücher der Danziger Loitz 1566–1570. Franz Steiner Verlag.
    Denzel, Markus A.
 
 

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