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Facts and Figures: Neurofunktionelle Strukturen und kognitive Prozesse numerischer Größenverarbeitung und arithmetischen Faktenabrufs

Antragstellerinnen / Antragsteller Professor Dr. Hans-Otto Karnath; Dr. Elise Klein
Fachliche Zuordnung Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 400857833
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Was können wir von Schäden des Gehirns über numerische Prozesse im gesunden Gehirn lernen? Dies war eine der zentralen Fragen dieses Projekts. In der Zahlenverarbeitung werden zwei grundlegende Prozesse unterschieden: die Verarbeitung numerischer Größen und der Abruf von arithmetischen Fakten. Die Unterscheidung zwischen diesen Prozessen und ihren neurokognitiven Korrelaten ist noch umstritten. Wir untersuchten die neurokognitiven Korrelate beider Prozesse bei Schlaganfallpatienten und gesunden Kontrollprobanden in parallelisierten Studien. Das parallelisierte experimentelle Design ermöglichte es uns, ähnliche Fragen zur Charakteristik der Größenverarbeitung und des Faktenabrufs bei Schlaganfallpatienten und gesunden Kontrollpersonen zu stellen und zu beantworten. Die Anwendung kürzlich entwickelter Diskonnektivitätsanalysen auf Schlaganfallläsionen im Bereich der numerischen Kognition ermöglichte es uns erstmals, kausale Beziehungen zwischen dem Faktenabruf und seinen neuronalen Korrelaten zu identifizieren. Darüberhinnaus wurden räumlich-numerische Assoziationen (z.B. bei Neglect-Patienten) als pathologisches Modell für ungestörte Größenverarbeitung wie Proportionen untersucht. Parallel untersuchten wir bei gesunden Kontrollprobanden, bei denen der Einfluss pathologischer Interferenzen ausgeschlossen ist, mit Hilfe von visueller Halbfeldstimulation kausale Annahmen bezüglich des Faktenabrufs und der numerischen Größe. Ebenso induzierten wir bei gesunden Probanden einen vorübergehenden Neglect, indem wir vestibuläre Stimulation einsetzten, um räumlich-numerische Assoziationen zu untersuchen und gleichzeitig den Einfluss pathologischer Interferenzen auszuschließen. Unsere Ergebnisse führten u.a. zur Formulierung des Two-Network-Framework (TNF) der numerischen Kognition. Auf Grundlage des TNF entwickelten wir u.a. ein Klassifikationsschema phänomenologischer Subtypen von Zahlenverarbeitungsstörungen und der ihnen zugrunde liegenden neuronalen Ursachen. Auf diese Weise trägt unser Projekt zu einem besseren Verständnis der (un)gestörten Zahlenverarbeitung bei und ermöglicht Implikationen für die Diagnose und Behandlung von Akalkulie und Dyskalkulie.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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