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Eine neue politische Waffe? Cyberattacken in nicht-demokratischen Regimen

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Sicherheit und Verlässlichkeit, Betriebs-, Kommunikations- und verteilte Systeme
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 402127652
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In der heutigen Zeit haben moderne Informationstechnologien (ICT), insbesondere das Internet, eine neue Dimension der politischen Kommunikation ermöglicht. Dies trifft besonders auf nicht-demokratische Systeme zu, wo ICT-Infrastruktur und -Kommunikation politisch umkämpft sind und sowohl Regierungen als auch Oppositionsbewegungen eine Reihe von digitalen Taktiken zur Verfügung stehen. Dieses Projekt hat Manipulationen der Cyber-Infrastruktur zu politischen Zwecken, insbesondere Denial-of­service (DoS) Attacken, untersucht. In einer DoS Attacke wird der betroffene Server so lange mit Datenanfragen überflutet, dass er nicht mehr erreicht werden kann. Eine Reihe prominenter Beispiele lässt vermuten, dass DoS Attacken eine wichtige Waffe für politische Konflikte im digitalen Zeitalter geworden sind. Bisher gibt es zu dieser Frage allerdings noch keine systematische Analyse. Was sind die Muster von DoS Attacken in Autokratien? Wer nutzt sie, und was für Auswirkungen haben sie? Um diese Forschungslücken zu schließen, hat das vorliegende Projekt eine Zusammenarbeit mit Computerwissenschaftlern etabliert, die zu den weltweit führenden Experten auf dem Gebiet der Internetmessung gehören. Mithilfe dieser Experten war es möglich, große Datensammlungen zu nutzen, mit denen das Auftreten dieser Attacken systematisch über alle Länder hinweg erfasst werden konnte. Diese systematische, großskalige Datensammlung hat es ermöglicht, verschiedene Fragen in vergleichender Perspektive zu untersuchen, mit verschiedenen Ergebnissen. (i) Die Anwendung von Cyberattacken ist teilweise durch politische Faktoren bedingt. Wir beobachten beispielsweise eine höhere Rate von Angriffen während Wahlen in autokratischen Staaten, aber auch, dass bestimmte Inhalte, die auf Nachrichtenseiten publiziert werden, diese zu Zielen von Attacken machen. (ii) Cyberattacken sind nur eine von mehreren Taktiken im digitalen Repertoire autokratischer Herrschaft. Unsere Ergebnisse zeigen, dass Autokraten während Zeiten hoher politischer Spannungen (wie z.B. Massenproteste) selektiver in der Anwendung dieser Taktiken werden, und nur einzelne davon gezielt einsetzen, anstatt sie alle parallel zu verwenden. (iii) Während wir keine Evidenz dafür finden, dass Cyber-Ereignisse zu einer veränderten Wahrnehmung der Regierung in der Bevölkerung führen, zeigen die Ergebnisse, dass Schutzmaßnahmen wie z.B. die Nutzung von virtuellen privaten Netzwerken (VPNs) zunehmen, wenn politische Spannungen aufkommen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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