Friedensbildung. Das juristische Wissen um Frieden im Alten Reich und in Schweden um 1600
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Als Kernergebnis des Projektes „Friedensbildung" kann festgehalten werden, dass sich die intensive und vielschichtige Verknüpfung von politischen und juristischen Diskursen für die Konturierung des Friedenswissens als Grundlage der daraus sich ableitenden Modelle und Praktiken in Friedensprozessen erwiesen hat. Der Blick auf die Verflechtung zwischen juristischer Ausbildung und juristischer Forschung an Universitäten des Alten Reiches hat die hohe Dynamik und die generelle Unabgeschlossenheit in der Auseinandersetzung mit den politischen Herausforderungen des 16. und 17. Jahrhunderts gezeigt. Der in anderen Kontexten bereits diskutierte Zusammenhang zwischen „Verrechtlichung" und Friedensprozessen ist dahingehend zu erweitern, dass nicht nur die Anwendung von Recht und die Nutzung der Jurisdiktion eine gewaltfreie Konfliktlösung ermöglichten, sondern dass die juristischen Debatten um Fragen von Macht- und Kompetenzverteilung selbst erst die übergeordneten Ordnungsmodelle zur Schaffung eines funktionierenden Systems von Institutionen hervorbrachten. Dabei ist den juristischen Diskursen keine Prävalenz gegenüber den politischen Diskursen gegeben, vielmehr sind beide in einem unauflöslichen Wechselverhältnis miteinander verwoben und vielfach - wie das Beispiel der schwedischen Entwicklungen zeigt - ist es der politische Wille, der eine Rechts- und Friedensordnung etabliert, die gerade nicht den neuesten juristischen Trends, dafür aber der politischen Kultur entspricht. Dieser Zusammenhang ist letztlich als Grund für die hohe Bedeutung sprachlicher Repräsentationen, Codes und Semantiken in der Auseinandersetzung mit Friedenskonzepten zu sehen, die ihrer Natur nach hoch umstritten und konflikthaft waren. Die tendenzielle Unabgeschlossenheit und sich erst langsam vollziehende Ausdifferenzierung zwischen Sphären von „lnnen-" und „Außenpolitik" zeigen den starken Einfluss dieser an innergesellschaftlichen Fragen orientierten Friedensdiskurse, die zahlreiche europäische Gesellschaften in unterschiedlicher Weise um 1600 prägten - gleichwohl aber in einer gemeinsamen christlich-humanistischen Tradition wurzelten. Kennzeichnend ist dafür auch der gemeinsame, oft durch universitäre Diskussionen verbreitete Ausgangspunkt mit zentralen christlichen sowie philosophischen und politiktheoretischen Texten der humanistischen respublica litteraria, auf der auch später die großen Werke der „internationalen Beziehungen" von Hugo Grotius oder Samuel Pufendorf basierten und die großen Friedenskongresse theoretisch leiteten.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Mediale Strategie und kommunikative Tradition. Die Vermittlung des konfessionellen Friedensschlusses 1593/1594 als Paradigma politischer Kommunikation in Schweden, In: R. Krug et al. (Hg.): Friedensschlüsse. Medien und Konfliktbewältigung vom 12. bis zum 19. Jahrhundert, Augsburg 2008, S. 123-148
Inken Schmidt-Voges
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(Hg.): Pax perpetua. Neuere Forschungen zum Frieden in der Frühen Neuzeit, München 2010
Inken Schmidt-Voges/Siegrid Westphal/Volker Arnke/Tobias Bartke (Hg.)
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Der immerwährende Frieden als immerwährende Herausforderung. In: Inken Schmidt-Voges/Siegrid Westphal/Volker Arnke/Tobias Bartke (Hg.): Pax perpetua, München 2010, S. 7-18
Inken Schmidt-Voges/Siegrid Westphal
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Frieden in der Reichspublizistik. Nicolaus Schaffshausens Werk als Beispiel für Friedenskonzepte im Römisch-Deutschen Reich zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, in: Inken Schmidt-Voges/Siegrid Westphal/Volker Arnke/Tobias Bartke (Hg.): Pax perpetua, München 2010, S. 219-240
Volker Arnke
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Mikropolitiken des Friedens. Politisch-soziale Ordnung und häusliche Konflikte in der Frühen Neuzeit, in: Inken Schmidt-Voges/Siegrid Westphal/Volker Arnke/Tobias Bartke (Hg.): Pax perpetua, München 2010, S. 197-218
Inken Schmidt-Voges
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Nachbarn im Haus. Grenzüberschreitungen und Friedewahrung in der „guten Nachbarschaft", in: Christine Roll (Hg.): Grenzen und Grenzüberschreitungen. Bilanzen und Perspektiven der Frühneuzeitforschung (Frühneuzelt-Impulse, 1), Köln 2010, S. 413-427
Inken Schmidt-Voges
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Zwischen Rechts- und Kulturtransfer. Die Funktion des Friedens in der versuchten Reform des schwedischen Rechts um 1600, in: Inken Schmidt-Voges/Siegrid Westphal/Volker Arnke/Tobias Bartke (Hg.): Pax perpetua, München 2010, S. 241-256
Tobias Bartke
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Does the Holy Roman Empire Need a New Institutional History?, in: R. J. W. Evans et al. (Hg.), The Holy Roman Empire 1495-1806, Oxford 2011. S. 77-94
Siegrid Westphal
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„Si domus in pace sunt..."Zur Bedeutung des 'Hauses' in Luthers Vorstellungen vom weltlichen Frieden, in: Lutherjahrbuch 78 (2011), S. 153-186
Inken Schmidt-Voges
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The Ambivalence of Order: Gender and Peace in domestic litigation in 18th century Germany, in; Karin Gottschalk (Hg.): Gender Difference in European Legal Cultures. Historical Perspectives, Stuttgart 2013, S. 71-82
Inken Schmidt-Voges
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Vredestichten in hetvroegmoderne Europa, in: In vredesnaam. Vrede van Utrecht 1713-2013. Ausstellungskatalog zur Ausstellung im Centraalmuseum Utrecht April 2013, hg. von Renger de Bruin, S. 49-60
Inken Schmidt-Voges