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Der Herr der Zeit. Ein Ewigkeitsmodell im Anschluss an Schellings Spätphilosophie und physikalische Modelle
Antragsteller
Jan Schole
Fachliche Zuordnung
Evangelische Theologie
Förderung
Förderung in 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 404449577
Die Arbeit „Der Herr der Zeit“ steigt mit der These ein, dass Gott alle denkbaren Bezüge zur Zeit zur Verfügung stehen müssen und er frei zwischen diesen Bezügen wählen kann. So kann er nach dieser These in einem Moment alle Zeiten gegenwärtig haben, aus dieser Gegenwart aller Zeiten aber auch übergehen in andere Zeitbezüge, wie beispielsweise einer Zeitlichkeit analog der menschlichen Zeitlichkeit. Begründet wird diese These in der Einleitung mit der Unendlichkeit Gottes: Kein Zeitbezug, weder Zeitlichkeit noch Gegenwart aller Zeiten, kann Gott verwehrt sein, da Gott andernfalls nicht wahrhaft unendlich wäre.Das Ziel der Arbeit ist es, die Widerspruchsfreiheit dieser These zu erweisen, indem ein Modell entwickelt wird, dass Übergänge zwischen verschiedenen Bezügen zur Zeit beschreiben kann. Um Ansätze für dieses Modell zu sammeln, werden die Zeitbegriffe ausgewählter physikalischer Theorien und Modelle analysiert und auf ihre Verwendbarkeit für ein solches Modell untersucht. Dabei liegt der Fokus auf Theorien, die das klassische Zeitverständnis in besonderem Maße herausfordern, wie den Relativitätstheorien. Ebenso werden die Zeit- und Ewigkeitsbegriffe in Schellings Spätphilosophie interpretiert. Schelling bietet sich für diese Untersuchung in besonderem Maße an, da er bereits einen Übergang zwischen (zeitloser) Ewigkeit und Zeit formuliert hat.Aus beiden Untersuchungen kristallisiert sich ein Ansatz heraus, der Übergänge zwischen verschiedenen Zeitbezügen erlaubt: Wenn Zeit nicht Voraussetzung der Dynamik ist, sondern als Konsequenz aus Dynamik entsteht, dann sind Übergänge zwischen Zeitlichkeit und Gegenwart aller Zeiten möglich. Nach diesem Ansatz ist das Geschehen vorrangig. Wenn es regelmäßige Strukturen aufweist, die sich oft wiederholen, können diese Strukturen als Verlaufsform abstrahiert werden. Diese Verlaufsform kann je nach konkreter Form als Zeitlichkeit, als Gegenwart aller oder vieler Zeiten oder als Vielseitigkeit bestimmt werden. Wenn die Dynamik nicht durch äußere Einflüsse eingeschränkt ist, sind auch Übergänge zwischen diesen Verlaufsformen möglich.Das letztlich vorgeschlagene Ewigkeitsmodell lässt sich folglich so zusammenfassen: Gott ist dynamisch, er kann handeln und ist in seinem Handeln durch keine externen Hintergrundstrukturen eingeschränkt. Darum ergibt sich aus seinen Handlungen unmittelbar die Verlaufsform und der Zeitbezug, die für die jeweilige Handlung notwendig sind. Übergänge zwischen verschiedenen Zeitbezügen sind in diesem Modell daher ohne Einschränkung möglich.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen
