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Jüdische Übersetzungen und Kulturtransfer in der frühen Neuzeit: Jüdisch-christliche Übersetzungskulturen im Kontext der pietistischen Judenmission des 18. Jahrhunderts

Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung seit 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 404941124
 
Das Forschungsprojekt widmet sich jüdischen Übersetzungen als einem fast gänzlich unbearbeiteten Feld des kulturellen Austauschs zwischen Juden und Christen. Es positioniert Übersetzung als primären und allgegenwärtigen Mechanismus des jüdisch-christlichen Kulturtransfers im frühneuzeitlichen Europa. Dabei konzentriert sich die Arbeit im Rahmen des SPP 2130 "Übersetzungskulturen der Frühen Neuzeit" auf jiddische Übersetzungen, die von jüdischen Konvertiten und christlichen Missionaren des Institutum Judaicum in Halle für den Einsatz in der Judenmission angefertigt wurden. Über die schriftliche Übersetzertätigkeit hinaus wird auch die mündliche Übersetzung im persönlichen Gespräch zwischen Juden und Missionaren berücksichtigt.Aufbauend auf den Ergebnissen der ersten Förderphase des SPP möchte das Fortsetzungsprojekt die Untersuchung der verschiedenen Formen kultureller Übersetzung der Halleschen Judenmission auf textueller wie auch auf Ebene der persönlichen Begegnung systematisch vertiefen. Translation wird hier einerseits im engeren Sinn wörtlicher Übertragung verstanden sowie in Erweiterung der Untersuchungsperspektive der ersten Förderphase andererseits performativ als Handlung. Auf diesen beiden übersetzungspraktischen Ebenen sollen die Absichten, Strategien und Taktiken der Missionare und Übersetzer im Dienst der Mission analysiert werden. Dabei soll gezeigt werden, dass Planung und Durchführung des Missionsunternehmens nicht statisch waren, sondern Übersetzungsprozesse sich in einem dynamischen Wechselverhältnis zwischen missionarischem Impetus und jüdischer Reaktion entwickelten. Die bereits in der ersten Förderphase angelegte Ebene der jüdischen Rezeption pietistischer Übersetzung soll daher im Fortsetzungsprojekt vertieft werden, um die Produktivität der missionarischen Begegnung für die Gestaltung der Mission und ihre Übersetzungstätigkeit im Austausch mit jüdischen Akteuren zu untersuchen. Der räumliche Fokus des Projekts wird dabei über Deutschland hinaus auf Polen erweitert, wohin die erste Missionsreise der Halleschen Pietisten führte, um die missionarische Übersetzungspraxis im kulturräumlichen Vergleich zwischen Ost- und Westeuropa über einen längeren Zeitraum analysieren zu können. Damit möchte das Projekt eine judaistisch-jiddistische Sichtweise zu den übergreifenden Zielen des SPP beitragen, welches in der zweiten Förderphase verstärkt regionale und zeitliche Besonderheiten in den Blick nimmt und frühneuzeitliche Translationsverfahren aus interkultureller und postkolonialer Perspektive kritisch beleuchtet.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
Internationaler Bezug Israel
Kooperationspartnerin Dr. Iris Idelson-Shein
 
 

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