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Urbane Ökologien in Südostasien - Menschen, Umwelt und Geister in der Stadt

Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 405341967
 
Neuste Berichte über die globale Urbanisierung sind geprägt von katastrophalen Auswirkungen auf die Umwelt, gerade auch im wirtschaftlich boomenden Südostasien. Da die Mehrheit der Weltbevölkerung mittlerweile in Städten lebt, wird der Ruf nach einem vollständigen Umdenken „des Urbanen“ als Gegenstand wissenschaftlicher Studien immer lauter, Fragen nach einer Neudefinition von nachhaltig „lebenswerten Städten“ werden dringlicher. Angesichts von Bevölkerungswachstum, Migration, Klimawandel, Umweltverschmutzung und Stadterneuerung wird nach unterschiedlichen und oftmals gegensätzlichen Vorstellungen von Umwelt in sich rasch transformierenden Gesellschaften Südostasiens gefragt.Gegenstand des Forschungsprojektes sind Stadtsanierungen und Umweltprobleme (Luftverschmutzung, Abwasser, Müll) sowie eine damit einhergehende Politik der Bemühungen um „saubere und grüne“ Städte in Vietnam. Auf den rezenten Abriss von Häusern des sozialen Wohnungsbaus mit begrünten Zonen aus der Frühphase sozialistischer Stadtplanung in Hanoi, auf das Abholzen alter Baumbestände in innerstädtischen Arealen sowie auf die Einebnung städtischer Friedhöfe, der Verkleinerung von Parkanlagen und der Zerstörung traditioneller Marktplätze, folgt der Neubau von Hochhaustürmen mit Büro- und Eigentumswohnungen. Viele dieser im Bau befindlichen Häuser sind angesichts ökonomischer Krisen mittlerweile dem Verfall ausgesetzt. Dennoch richten sich die Zukunftsvisionen der sozialistischen Regierung Vietnams weiterhin auf urbane Erneuerung und sozialistischen Fortschritt. Stadtplaner, örtliche Behörden, Architekten, Investoren und Bauunternehmer, Umweltaktivisten, Stadtbewohner und rural-urbane Migranten wirken als Akteure in diesen Prozessen. Doch auch Geistern und Gottheiten wird eine Handlungsmacht attestiert, denn nach den in Vietnam und anderen Teilen Südostasiens verbreiteten populären religiösen Vorstellungen gelten sie als die eigentlichen Besitzer der Erde und des Territoriums. Ihnen werden agentive Kräfte zugesprochen, die in spezifischen Kontexten in die Interaktion zwischen Menschen und Umwelt eingreifen. In politisch aufgeladenen Situationen, geprägt von asymmetrischen Machtbeziehungen, entwickeln Stadtbewohner, Umweltaktivisten und Geister subversive Aktivitäten, die sich gegen die kapitalistische Logik von Investoren und marktsozialistische Planungs- und Bauvorhaben richten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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