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SFB 1391:  Andere Ästhetik

Fachliche Zuordnung Geisteswissenschaften
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 405662736
 
In den letzten Jahren erleben ästhetische Fragen eine überraschende Konjunktur. Öffentliche, z.T. hitzige Diskussionen rund um Fragen von Kunst und ästhetischer Wirkung lassen aufhorchen. Verschärft tritt in der jüngsten Krisenzeit Kunst als Akteur und Symbol sozialer Dynamiken hervor. Doch nicht nur die öffentliche Debattenkultur, auch die jüngere Forschungslandschaft ist von diesen Auseinandersetzungen betroffen. Verschiedentlich wurde der 'aesthetic turn' ausgerufen. Diese Wende vollzog sich jedoch - scheinbar paradox - vor allem in Forschungsfeldern außerhalb der Geisteswissenschaften, etwa in den Gesellschaftswissenschaften, den Neurowissenschaften oder der Biologie. Die genannten Forschungsansätze ebenso wie die öffentlichen Debatten reagieren dabei offenkundig auf ein akutes Bedürfnis nach und Interesse an Ästhetik. Die Antworten greifen jedoch häufig auf ästhetische Prämissen zurück, die sich oft unausgesprochen Autonomiekonzepten des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts verdanken. Gerade damit aber droht die Frage nach der Funktion der Kunst in sozialer wie anthropologischer Hinsicht wieder aus dem Blick zu geraten. Umso dringlicher erscheint es, alternative ästhetische Praktiken, Manifestationen und Konzepte zu entdecken und zu reflektieren, die nicht von autonomieästhetischen Positionen ausgehen. Eine solche Andere Ästhetik lässt sich - so die These des SFB - in hervorragender Weise in der Vormoderne finden, d.h. vor dem Zeitalter der philosophischen Ästhetik. Daher setzt der Forschungsverbund eben hier mit seinem genuin geisteswissenschaftlichen Programm an. Der SFB greift dabei (1) die Debatten um die sozio-anthropologische Verortung des Ästhetischen auf, korreliert sie aber gleichzeitig (2) mit einer Grundlagendiskussion über das Verständnis ästhetischer Prozesse, das (3) konsequent aus der dynamischen Wechselwirkung zwischen technisch-artistischer Eigenlogik (autologische Dimension) und sozialer Praxis (heterologische Dimension) gewonnen werden soll.Um diese Wechselwirkungen analytisch erfassen zu können, hat der SFB das Modell einer praxeologischen Ästhetik entworfen, in dessen Zentrum das Konzept der ‚ästhetischen Reflexionsfigur‘ steht. Damit bietet der Forschungsverbund ein heuristisches Instrument an, mit dem sich die dynamischen Verflechtungen zwischen beiden Dimensionen differenziert und umfassend beschreiben lassen. Ziel ist es auf dieser Basis erstens, die gesellschaftliche Relevanz des Ästhetischen in methodisch nachvollziehbarer Weise begründen zu können. Zweitens möchte der SFB durch sein interdisziplinär anschlussoffenes Forschungsprogramm den Beitrag vormoderner ästhetischer Akte und Artefakte für die rezente Ästhetikforschung neu konturieren. Drittens geht es auf längere Sicht darum, die gegenwärtigen Debatten um die Relevanz des Ästhetischen durch eine kulturhistorische Tiefenperspektive zu fundieren, von der aus sich auch aktuelle Fragen von Kunst und Gesellschaft gewinnbringend weiterentwickeln lassen.
DFG-Verfahren Sonderforschungsbereiche
Internationaler Bezug USA

Laufende Projekte

Abgeschlossene Projekte

Antragstellende Institution Eberhard Karls Universität Tübingen
 
 

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