Mitgefühl mit dem Feind: Emotionsregulation und Unterstützung für humanitäre Hilfe in intergruppalen Konflikten
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Intergruppenkonflikte stellen für Gesellschaften auf der ganzen Welt eine große Herausforderung dar. Ein Schlüsselfaktor in solchen Konflikten sind Emotionen, die zur Konflikteskalation (im Falle von Wut, Angst oder Hass), aber auch zur Konfliktdeeskalation (im Falle von Hoffnung oder Empathie) beitragen können. Ziel dieses Projekts war es daher, zu untersuchen, ob eine bestimmte Emotionsregulationsstrategie zur Förderung friedlicher Konfliktlösungen eingesetzt werden kann: die integrative Emotionsregulation (IER; d.h. ein differenziertes Bewusstsein für die eigenen emotionalen Zustände, verbunden mit aktiven Versuchen, diese zu verstehen und sie in eigene Ziele zu integrieren). Wir gingen davon aus, dass IER einen stärkeren Einfluss auf die Verbesserung der Beziehungen zwischen den Gruppen haben würde als emotionale Distanzierung (ED), die in früheren Arbeiten im Mittelpunkt stand. Darüber hinaus gingen wir davon aus, dass dieser Vorteil von IER gegenüber ED darauf zurückzuführen ist, dass IER die Empathie für Mitglieder der Fremdgruppe und eine komplexere Repräsentation der Fremdgruppe fördert. Um diese Annahmen zu testen, manipulierten oder maßen wir IER und erfassten ihre Auswirkungen auf Empathie und Unterstützungsbereitschaft für Mitglieder der Fremdgruppe sowie die Wahrnehmung der Fremdgruppe, wobei wir mögliche Moderatoren berücksichtigten. Unsere experimentellen Studien bestätigten nicht die Hypothese, dass situativ induzierte IER (vs. ED) einen positiven Effekt ausübt. Korrelative und längsschnittliche Untersuchungen belegten jedoch, dass Individuen Fremdgruppen umso unterstützender begegnen, je mehr sie IER nutzen. Dieser Zusammenhang wurde durch höhere Empathie, jedoch nicht konsistent durch eine komplexere Wahrnehmung der Fremdgruppe, vermittelt. Darüber hinaus zeigte sich dieser Zusammenhang unabhängig vom Verhalten der Fremdgruppen, was darauf hindeutet, dass IER die allgemeine Einstellung zu Fremdgruppen schon früh prägen könnte. Zusätzlich ergaben unsere Arbeiten, dass die Nutzung von IER sich in stressvollen Situationen positiv auf körperliches Wohlbefinden und den erlebten Konflikt zwischen Arbeit und Privatleben auswirken kann. Damit liefert dieses Projekt insgesamt wesentliche Belege dafür, dass eine frühzeitige und langfristige Förderung von IER nicht nur zu friedlicheren, sondern auch zu widerstandsfähigeren Gesellschaften beitragen könnte.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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I feel, therefore I help - Integrative emotion regulation, outgroup directed sympathy, and outgroup support. Emotions 2019 - 7th International conference on emotions, well-being, and health. Tilburg, The Netherlands. [Talk]
Ditrich, L., Sassenberg, K., & Roth, G.
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I feel (for you) – I'll help! The relation between integrative emotion regulation, sympathy, and support for outgroups. Social Emotions Meeting (SEM). [Talk]
Ditrich, L., Sassenberg, K., & Roth, G.
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Integrative emotion regulation is related to sympathy and support for outgroups - Chronic response pattern or in situ emotion regulation? European Social Cognition Network (ESCON), Transfer of Knowledge Conference 2021. Salzburg, Austria. [Talk]
Ditrich, L., Roth, G., & Sassenberg, K.
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Long-term or situational? How integrative emotion regulation relates to sympathy and supportiveness towards outgroups? Consortium of European Research on Emotion (CERE) 2022 conference. Granada, Spain. [Talk]
Ditrich, L.
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Empathise with the enemy: emotion regulation and support for conciliatory policies in intractable conflicts. 8th Self-Determination Theory Conference, Tampa, USA
Ostrrricher, Y.
