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Basileus eirenophylax – Friedenskultur(en) und monarchische Repräsentation in der hellenistischen Staatenwelt

Fachliche Zuordnung Alte Geschichte
Förderung Förderung seit 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 406045435
 
Die gegenwärtige Forschung zur antiken Monarchie ist geprägt von der Annahme, dass eine spezifische Legitimationsbedürftigkeit monarchischer Herrschaft bestanden habe, die einen steten Zwang zum Nachweis militärischer Sieghaftigkeit nach sich zog. Allerdings kann von einer stark militärisch geprägten Selbstdarstellung der hellenistischen Könige keine Rede sein; auch erklärt Polybios den Frieden zum einzigen von allen Menschen unumstritten geschätzten Gut. Deshalb ist dieser Aspekt in den Gesamtrahmen monarchischer Selbstdarstellung einzuordnen und zu gewichten.Verweise auf Kriege oder Sieghaftigkeit werden im weiteren historischen Kontext untersucht, der besonders den Konnex mit erwünschten Ergebnissen des Krieges berücksichtigt. Eine zentrale Frage hierbei ist, ob Krieg vorrangig als Mittel zur Herstellung von Frieden oder als Weg zur Aneignung materieller Ressourcen konzeptionalisiert wurde. Darüber hinaus muss chronologisch differenziert werden: Das Modell des "siegreichen Königs" besitzt zwar für die Auseinandersetzungen um Alexanders Erbe einen hohen Erklärungswert, doch trifft dies nicht zwingend auf die Zeit nach der Etablierung der großen Dynastien zu, da die 'Veralltäglichung des Charismas' immer mehr eigene Formen ausbildete. Die Untersuchung orientiert sich an folgenden Leitfragen:(1) Welches Gewicht haben Verweise auf den Frieden, konkrete Friedensschlüsse oder eine defensive Politik im Rahmen der monarchischen Selbstdarstellung, gerade im Vergleich mit der militärischen Sieghaftigkeit?(2) Inwieweit sind die Könige selbst in Friedensverhandlungen involviert? Welche Argumentationsfiguren werden hierbei gebraucht?(3) Wie wird ‚Friede‘ konzeptionalisiert – als Abwesenheit von Krieg, Verteidigung bestehender Besitzstände, Durchsetzung hegemonialer Kontrolle oder gottgegebener Herrschaftsrechte, Gewährleistung einer normativ vorausgesetzten ‚Gerechtigkeit‘?(4) Welche Forderungen an den Herrscher werden diesbezüglich in normativen Texten – neben philosophischen Texten auch Passagen bei Geographen, Historikern und Biographen – formuliert?(5) Werden Aspekte des materiellen Wohlergehens eher mit Siegen oder der Abwesenheit von Krieg assoziiert? Sind der Erwerb von Beute und fremden Reichtums wichtig für die königliche Selbstdarstellung?(6) Konzentrieren sich Darstellungstypen in bestimmten Räumen und waren sie an ein spezifisches Publikum adressiert?Jenseits der literarischen Quellen ist eine Durchsicht des epigraphischen, papyrologischen und numismatischen Materials erforderlich, aus dem sich Aussagen über die königliche Selbstdarstellung für diesen Teilaspekt ableiten lassen. Dabei werden die Texte einem semantischen Tagging nach Motivkategorien unterzogen, so dass eine auch unter anderen Aspekten nachnutzbare Textdatenbank entsteht. In der Mitte der geplanten Projektlaufzeit wird ein Workshop veranstaltet, in dessen Rahmen die erhobenen Befunde mit Nachbarwissenschaftlern und mit Experten für die Quellengattungen diskutiert werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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