Global Gothic - Neo-Gothic sacral architecture in the 20th and 21st centuries
Final Report Abstract
Das Projekt nahm die im gotischen Stilidiom errichteten Sakralbauten des 20. und 21. Jahrhunderts in den Fokus, um sie als Ausdruck vielfältiger gesellschaftlicher, mentaler wie künstlerischer Intentionen wahrzunehmen und zu analysieren. Zunächst wurde versucht, zumindest die größten von ihnen zu dokumentieren, was in einer Datenbank geschah. Notwendig war dies, weil die Kirchen aus architekturkritischer Sicht in der Regel als Kitsch gelten und daher von der Wissenschaft ignoriert werden. Zudem befindet sich die Mehrzahl der Bauten außerhalb des "gotischen" Kernkontinents Europa, was ebenfalls ein Grund dafür ist, dass sie von der traditionellen Forschung zu Gotik und Neugotik eher herablassend betrachtet werden. Es folgten danach tiefergehende Analysen und Interpretationen, die in einem zusammenfassenden, peer-reviewtem Buch präsentiert wurden: Barbara Borngässer, Bruno Klein unter Mitwirkung von Bettina Marten (Hrsg.): Global Gothic. Gothic Church Building in the 20th and 21st Centuries, Löwen 2022. Die Ausgangsvermutung bestätigte sich, dass "gotisches" durch "modernes" Bauen nicht vollständig zum Erliegen gebracht werden konnte, sondern beides sich vielmehr auf vielfältige Weise bedingt. Dementsprechend ist die Sakralarchitektur im gotischen Stilidiom im 20. und 21. Jahrhundert viel weiter verbreitet als allgemein wahrgenommen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Neben dem denkmalpflegerischen und restauratorisch/restaurativen Bereich gibt es oft den Wunsch, im frühen 20. Jahrhundert begonnene, aber dann liegengebliebene Bauten zu vollenden. Ein weiteres Motiv ist die ungebrochene Fortsetzung des "Gothic Revival" in Großbritannien und seinen ehemaligen Kolonien. Zudem können solche Kirchen fürs eigenständige "Nation-Building" oder Geschichtskonstruktionen funktionalisiert - und schließlich auch aus reaktionären Beweggründen errichtet werden. Sehr wichtig war die Berücksichtigung kolonialer und postkolonialer Aspekte. Zugleich kann der Bau derartiger Kirchen auch der Stiftung von Gemeinsinn dienen, weil langwierige Bauprozesse und schwierige Finanzierungsbedingungen es zahlreichen Personen und Institutionen erlaubten, sich in eine Gemeinschaftsaufgabe einzubringen. Schon bei der Gründung des Bauhauses 1919 spielte das eine Rolle: Das Bauhaus-Manifest von Walter Gropius plädiert für eine gesellschaftsverändernde, gemeinschaftliche und gattungsübergreifende Kunstproduktion nach dem Vorbild der mittelalterlichen Bauhütten. Alle diese Motive wurden in der Publikation anhand von Beispielen aus verschiedenen Kontinenten präsentiert und diskutiert. Dabei zeigte sich, dass die traditionelle, an einem kunsthistorischen Kanon ausgerichtete architekturkritische Interpretation solcher Bauten unterkomplex ist. Zu wirklichen "Überraschungen" ist es bei der Projektarbeit nicht grundsätzlich, sondern höchstens bei einzelnen Fällen gekommen: So ist z.B. die entsprechende französische Kolonialarchitektur im Gegensatz zur englischen noch völlig unerforscht. "Überraschend" war hingegen die Corona-Pandemie mit ihren Folgen, welche die geplante Archivforschung zu einzelnen Bauten völlig verhinderte. Daher musste deren Exploration auf im Netz zugängliches Material umgestellt werden, was aber auch den Vorteil hatte, dass die mentalitätsgeschichtliche und populäre Bedeutung viel stärker in den Fokus geriet als diese bei vornehmlicher Archivarbeit der Fall gewesen wäre. Das Projekt sollte Anstoß für weitere Arbeiten auf diesem und verwandten Gebieten liefern. Es verstand sich daher nicht als Abschluss, sondern als Beginn.
Publications
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El Templo Expiatorio de San Luis Gonzaga de Monterrey. Una Rareza de la arquitectura neogótica de México. Legado de Arquitectura y Diseño, 14(25), 4.
Checa-Artasu, Martín Manuel
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Neugotik global – kolonial – postkolonial. Iberoamericana Vervuert.
Barbara, Borngässer & Bruno, Klein
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Pour une étude des chantiers des cathédrales gothiques à l’échelle mondiale“. In: Isabelle Chave, Étienne Faisant, Dany Sandron (Hg.): Le chantier cathédral ein Europe. Diffusion et sauvegarde des savoirs, savoir-faire et matériaux du Moyen Âge à nos jours. Paris 2020, S. 398-409.
Bruno Klein
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Dominikus und Gottfried Böhm in Brasilien, in: INSITU. Zeitschrift für Architekturgeschichte 13, 2021, Heft 2, S. 313–324.
Barbara Borngässer
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El neogótico en Jalisco. Guía básica para la apreciación del entorno edificado. Guadalajara: Arquitónica Editorial, 2021.
Martín Checa Artasu
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La persistencia de la arquitectura neogótica en América Latina durante los siglos XX y XXI. La arquitectura neogótica en México. Un patrimonio desconocido. Conferencia para el Centro de Arte San Agustín, Etla, Oaxaca, 23 septiembre de 2021 (virtual)
Martín Checa Artasu
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El Templo Neogótico de la Santa Cruz de Cantera: Una interpretación de la Saint Chapelle en León, Guanajuato. Legado de Arquitectura y Diseño, 17(31), 49.
Checa-Artasu, Martín Manuel
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Global Gothic. Gothic Church Building in the 20th and 21st Centuries, Löwen 2022.
Barbara Borngässer, Bruno Klein & Bettina Marten
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Neo-Gothic Architecture – Aspects of the end in narration of a never-ending story, 3rd Association of Historians of Architecture and Urbanism International Congress: Lo construido y lo pensado. Correspondencias europeas y transatlánticas en la historiografía, Madrid, 2022
Bruno Klein
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Neo-Gothic Architecture. Aspects of the End in Narration of a Never-Ending-Story, In: Salvador Guerrero, Joaquín Medina Warmburg (eds.), Lo construido y lo pensado. Correspondencias europeas y transatlánticas en la historiografía de la arquitectura / Built and Thought. European and Transatlantic Correspondence in the Historiography of Architecture, Paterna (Valencia) 2022, S. 282-295.
Bruno Klein
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Andacht versus Augenlust oder Sehrkurztext eines sehr komplexen Themas: Drei College- und Universitätskirchen in Nordamerika. In: Helen Boeßenecker, Gernot Mayer und Wolfgang Alberth (Hg.): Sinn und Sinnlichkeit in der Kunst. Festschrift für Roland Kanz, Petersberg 2023.
Bettina Marten
