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Die Auswirkungen des sozialen Umfelds auf die mit Persönlichkeitsunterschieden verbundene Ansiedlung in einer wilden Singvogelart

Fachliche Zuordnung Biologie des Verhaltens und der Sinne
Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 406544150
 
Dauerhafte individuelle Unterschiede im Verhalten (auch Persönlichkeitsunterschiede genannt) sind im Tierreich weit verbreitet. In den letzten Jahren haben Studien gezeigt, dass sich Individuen nicht einfach willkürlich verteilen, sondern, dass sich Artgenossen mit ähnlichen Verhaltensmerkmalen oft zusammen in einem Lebensraum ansiedeln, der für ihren Verhaltenstyp am besten geeignet ist. Diese geordnete Verteilung von verschiedenen Verhaltenstypen kann sich auf die Fitness einzelner Individuen sowie auf die soziale Dynamik ganzer Populationen auswirken. Obwohl verschiedene theoretische Modelle existieren, ist das Zusammenspiel zwischen Persönlichkeitsunterschieden, der nicht-zufälligen Verteilung von Verhaltenstypen und dem sozialem Umfeld in natürlichen Populationen weitgehend unerforscht. Ziel des geplanten Forschungsprojektes ist es daher, zu untersuchen, wie sich Sozialstrukturen innerhalb von wilden Populationen und die Verteilung von verschiedenen Verhaltenstypen gegenseitig beeinflussen und welche Auswirkungen sich auf die individuelle Fitness ergeben. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Kohlmeise (Parus major), ein Modellorganismus in der Erforschung von Tierpersönlichkeiten. Das Forschungsprojekt besteht aus zwei eng zusammenhängenden Forschungsteilen. Im ersten Teil meiner Forschung werde ich Daten eines Langzeitprojektes an 12 Nistkastenpopulationen von Kohlmeisen auswerten, für die individuelle Persönlichkeitsunterschiede sowie deren räumliche Verteilung seit 2009 aufgezeichnet wurden. Ganz konkret soll untersucht werden, wie sich die Zusammensetzung des sozialen Umfeldes auf die Ansiedlung und Fitness von bestimmten Verhaltenstypen auswirkt. Im zweiten Abschnitt des Forschungsvorhabens sollen dann zur Ausführung von gezielten Manipulationen am sozialen Umfeld über einen Zeitraum von drei Jahren sechs neue Nistkastenpopulationen etabliert werden. Zum einen werde ich mit Hilfe von Zufütterungen im Winter die Brutdichte verändern. Zum anderen werden Individuen mit bestimmten Verhaltensmerkmalen (z.B. sehr aggressive oder tolerante Individuen) aus ihrem Territorium entfernt. Diese Manipulationen erlauben es zu testen, ob neue Individuen sich aktiv in einem sozialen Umfeld ansiedeln, das am besten zu Ihrem Verhaltenstyp passt oder ob die Ansiedlung willkürlich erfolgt. Die wiederholte Durchführung von standardisierten Verhaltenstests vor und nach dem Entfernen von Individuen ermöglicht es zudem zu bestimmen, wie sich experimentelle Veränderung im sozialen Umfeld auf die Beständigkeit des Verhaltens benachbarter Tiere auswirkt. Die Ergebnisse dieses Forschungsvorhabens werden einen wichtigen Beitrag dazu leisten, zu verstehen, wie sich Selektionsdrücke auf die Evolution individueller Verhaltensunterschiede auswirken. Darüber hinaus werden wichtige Erkenntnisse über ökologische Prozesse zur räumlichen Zusammensetzung von sozialen Gruppen in natürlichen Population geliefert.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Professor Dr. Niels Dingemanse
 
 

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