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Die gespaltene Gesellschaft: Diskursive Konstitution Japans zwischen Atombombe (genbaku) und Atomkraftwerk (genpatsu)“

Antragstellerinnen / Antragsteller Professor Dr. Stephan Köhn; Professorin Dr. Steffi Richter
Fachliche Zuordnung Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2018 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 406798635
 
Seit der AKW-Erdbebenkatastrophe vom März 2011 erscheint der Ortsname „Fukushima“ auch in der bislang unüblichen Schreibweise mittels der Silbenalphabete hiragana oder katakana – eine Notation, die bis dahin für die beiden im August 1945 von Atombombenabwürfen betroffenen Städte Hiroshima und Nagasaki gebräuchlich war. Mit "Hiroshima" bzw. "Nagasaki" (symbolisch für die Atombombe genbaku stehend) und "Fukushima" (für Atomkraft/-energie genpatsu stehend) ist daher der zeitliche Bogen, der das Projekt tragen soll, geschlagen: Sein Ziel ist es, den Konstituierungsprozess der japanischen Gesellschaft und Kultur seit dem 6. August 1945 aus der Perspektive des "Atoms" neu zu fokussieren. Es geht von der These aus, dass der zwischen der "negativen" und "positiven" Kernenergie aufgespannte Diskurs über Hiroshima, Nagasaki und Fukushima ein zentrales Element des Dispositivs des Atomaren bildet, das die Nachkriegsordnung in Japan und darüber hinaus global geprägt hat. Eine umfassende Untersuchung von diskursiven Praktiken mit ihren verschiedenen Akteuren soll erstmals ihre ganze historische Verflechtung (vertikal und horizontal) sichtbar machen, rivalisierende Kräfteverhältnisse auch mit ihren Rissen im Dispositiv zum Vorschein bringen, die diese Wissensordnungen heute mehr denn je auf den Prüfstand stellen. Offenzulegen sind soziokulturelle Kontexte, in denen sich das Dispositiv formierte, in einem bestimmten Wachstums- und Energieregime dominant wurde und nunmehr zunehmend in Frage gestellt wird. Operationalisiert wird das Vorhaben über zwei methodisch und inhaltlich miteinander verwobene Teilprojekte, die beide Seiten der Kernenergie (genbaku und genpatsu) in den Blick nehmen und diskursanalytisch herausausarbeiten, wie Texte und Bilder das Atom re-präsentieren und artikulieren. Vor allem in Ausstellungs- und Bildungskontexten wird untersucht, wie in ihnen Prozesse der Inklusion/Exklusion, der Homogenisierung/Marginalisierung stattfinden und sie dabei selbst zu zentralen konstituierenden Praktiken des Dispositivs des Atomaren werden. Teilprojekt 1 "Literarische Artikulationen des Atomaren" widmet sich der literarischen Darstellung der Atombombenabwürfe auf Hiroshima bzw. Nagasaki und fragt zudem nach strukturellen Ähnlichkeiten der diskursiven Endpunkte des aufgespannten Zeit-Raumes, unter Berücksichtigung der neuen Medien als wirkmächtige Identitätskonstituenten. Teilprojekt 2 "Alltagskulturell-bildsprachliche Artikulationen des Nuklearen" fokussiert visuelle Darstellungen der friedlichen Atomkraft (genpatsu), deren analytisch von genbaku getrennte Betrachtung erforderlich ist, um die Logik der Dichotomisierung beider stets untrennbar miteinander verwobenen Energien offen legen zu können. Zu analysieren sind Mechanismen, wie genpatsu mittels Bildern und Dokumentationen in Gestalt von "Nukesspeak" in das Alltagsleben eindrang und von dort wiederum aktiv an der Formation des atomaren Dispositivs mitgewirkt hat.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Australien, Japan, Schweiz
 
 

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