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Urbane Dynamiken der Bronzezeit an der nördlichen Peripherie Mesopotamiens: Ausgrabungen in Bassetki
Antragsteller
Professor Dr. Peter Pfälzner
Fachliche Zuordnung
Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung
Förderung seit 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 407319400
Das Projekt untersucht die Dynamiken der städtischen Entwicklung Nordmesopotamiens von der Frühen bis zur Späten Bronzezeit. Dazu dient eine archäologische Ausgrabung in Bassetki (Region Dohuk, Irak-Kurdistan). Es handelt sich um eine bronzezeitliche Stadtanlage von 50 ha Größe, bestehend aus Ober- und Unterstadt. Wie durch mittelassyrische Textfunde am Ort festgestellt werden konnte, handelt es sich um die Stadt Mardama(n), die eine Provinzhauptstadt des mittelassyrischen Reichs war. Die Stadt ist aber bereits in altassyrischer Zeit, der Ur III-Zeit sowie in der Akkad-Zeit belegt. Diese lange Stadtgeschichte ist durch die erarbeitete archäologische Stratigrafie durchgehend belegbar. Es wurde darüber hinaus festgestellt, dass die Stadt sogar bis an den Beginn des 3. Jahrtausends v. Chr. zurückreicht, in die Frühe Ninive V-Periode. Im Rahmen der übergeordneten urbanistischen Fragestellung wurden für das Projekt fünf Ziele definiert, die zusammengenommen das Wissen über die langfristige urbane Entwicklung Nordmesopotamiens vom frühen 3. bis zum späten 2. Jtsd. v. Chr. erweitern sollen. Diese sind: 1.) die Klärung der frühen Urbanisierung Bassetkis in der Ninive V-Periode (3000–2650 v. Chr.), in der die Siedlung durch eine Stadtmauer bereits urbane Züge aufweist; 2.) die Klärung der Rolle Akkads im Norden Mesopotamiens (2350–2200 v. Chr.), die auf die Frage fokussiert ist, ob und wie sich akkadische Herrschaft in dieser Stadt äußert. Dabei spielt insbesondere die kontextuelle Rekonstruktion der kupfernen Statuenbasis mit Inschrift des akkadischen Königs Naram Sin, die 1975 zufällig am Ort gefunden wurde, eine große Rolle; 3.) die Klärung der Abläufe und Folgen der urbanen Krise des späten 3. Jtsds. v. Chr. (2200–2000 v. Chr.), die sich um die Fragen dreht, ob die Stadtanlage oder ein Teil von ihr in dieser Zeit vorübergehend aufgelassen wurde und ob ein Wandel der Subsistenzwirtschaft in dieser Zeit stattgefunden hat; 4.) die Klärung der ökonomischen Rolle der mittelbronzezeitlichen Stadt (2000 – 1600 v. Chr.), die ihr Prosperieren möglicherweise einer Teilhabe am altassyrischen Handelssystem verdankt; und 5.) die Klärung der Rolle der Stadt im mittelassyrischen Reich (1300–1100 v. Chr.), in der der Ort einen assyrischen Statthaltersitz aufwies, dessen architektonische und funktionale Gestaltung zu klären ist. Diese Fragen sollen in vier Grabungsstellen beantwortet werden, von denen zwei in der Oberstadt und zwei in der Unterstadt lokalisiert sind. Der Fundort Bassetki bietet ideale Voraussetzungen, die wechselvolle Entwicklung eines urbanen Zentrums der Bronzezeit vor dem Hintergrund wechselnder ökonomischer, politischer, sozialer und ökologischer Rahmenbedingungen zu erforschen. Das Ausgrabungsprojekt ist auf sechs Jahre angelegt (2018-2024), von denen drei bereits abgeschlossen sind, so dass mit dem vorliegenden Fortsetzungsantrag um die Finanzierung der zweiten dreijährigen Projektphase ersucht wird.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen