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Das Schneidhaus der Fugger in Augsburg. Ein chirurgisch-kuratives Hospital in der Frühen Neuzeit
Antragstellerin
Professorin Dr. Marion Maria Ruisinger
Fachliche Zuordnung
Wissenschaftsgeschichte
Frühneuzeitliche Geschichte
Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung
Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 407995739
Im Mittelpunkt des vorgeschlagenen Projektes steht das „Schneidhaus“ der Fugger in Augsburg, ein auf chirurgische Eingriffe spezialisiertes Hospital, das auf einer Stiftung des 16. Jahrhunderts basierte und mehrere Jahrhunderte fortbestand. Das Schneidhaus – und damit dieser Hospitaltyp – ist von der Forschung bislang weitgehend unbeachtet geblieben. Durch seine Untersuchung wird es möglich, einen Forschungskonsens in Frage zu stellen, der den Übergang vom karitativ ausgerichteten Hospital zum klinisch-therapeutischen Krankenhaus ins 19. oder frühestens ins 18. Jahrhundert datiert. Wir können dagegen zeigen, dass Karitas und Therapie sich nicht gegenseitig ausschlossen. Vielmehr ermöglichte diese Kombination sogar, sich gegenseitig stützende Zielsetzungen zu verfolgen. Als zentrale Quellen für die Untersuchung des Schneidhauses dient neben den im Fuggerarchiv erhaltenen Rechnungsbüchern und Briefwechseln ein illustriertes Manuskript, das aus dem Schneidhaus stammt und dort behandelte Kranke listet sowie kolorierte Abbildungen der dort entfernten Blasensteine enthält und damit die Möglichkeit eröffnet, bildliche Repräsentation und karitative Stiftung auf ihre Funktion im reichsstädtischen Kontext zu befragen.Diese hervorragende Quellenlage erlaubt es, Aufschlüsse über die Patienten des Schneidhauses mit ihren biographischen Hintergründen, seine Chirurgen und Ärzte mit ihren Heilmethoden und Konflikten, sowie über seine Stifter mit ihren spezifischen Anliegen zu gewinnen. Dies geschieht durch einen multiperspektivischen Forschungsansatz, der Medizin- und Kulturgeschichte, Stadt- und Landesgeschichte verbindet und dabei explizit die beteiligten Akteure, insbesondere die Stifter, Patienten und Chirurgen, in den Blick nimmt. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich von der Gründung im Jahr 1560 bis zum letzten Eintrag in unserer zentralen Bildquelle gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Ein Ausblick auf aufschlussreiche Konflikte um den Fortbestand der Einrichtung in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts schließt die Studie ab. Die Ergebnisse sollen nicht nur in Fachpublikationen veröffentlicht, sondern in Form einer Ausstellung von Forschungsprozess und Forschungsergebnissen auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen