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Zurück nach Pakistan: Die politische Ökonomie der Emotionen in der Remigration
Antragsteller
Professor Dr. Martin Sökefeld
Fachliche Zuordnung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung
Förderung von 2018 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 409175067
Die Asylanträge von über 90% der pakistanischen Flüchtlinge werden jedes Jahr in Deutschland abgelehnt. Viele müssen daher Deutschland wieder verlassen, einige werden abgeschoben, andere kehren „freiwillig“ nach Pakistan zurück oder wandern weiter in andere europäische Länder, um der Abschiebung aus Deutschland zu entgehen. Abschiebungen und Remigration sollen den „illegalen“ Aufenthalt in Deutschland beenden und gleichzeitig weitere potentielle Flüchtlinge davon abhalten, ins Land zu kommen. In diesem Rahmen untersuchen wir Abschiebungen und Remigration nach Pakistan und ergänzen damit ethnologische Forschungen zu diesem Themenfeld, die bislang vor allem Afrika und die Amerikas in den Blick nehmen. Indem wir auf die „emotionale Ökonomie“ der Remigration fokussieren, problematisieren wir die Annahme, dass Migration in erster Linie von ökonomischen Interessen motiviert ist. Wie alles soziales Handeln ist auch Migration mit vielfältigen, komplexen und oft widersprüchlichen Emotionen verknüpft. Dies gilt insbesondere für Remigration. Wir haben zunächst mit der Untersuchung der oft verwirrenden Situation von abgelehnten pakistanischen Asylbewerbern ohne Bleiberecht in Deutschland begonnen und dabei vor allem auf die Politik der Abschiebungen und verschiedene, oft kaum durchschaubare Programme zur Förderung der „freiwilligen“ Rückkehr fokussiert, die abgelehnte Asylberwerber dazu bewegen sollen, das Land zu verlassen. In der Folge haben wir die Emotionen in den Blick genommen, die mit Motivationen und Erwartungen bzw. Erfahrungen nach der Rückkehr verknüpft sind. Bei der Forschung in Pakistan steht die Untersuchung der Lebenswelt der Rückkehrer mit ihren lokalen politischen, sozialen und religiösen Bezügen im Zentrum. Ein Focus dabei ist die Rolle, die der Islam und insbesondere Vorstellungen von Schicksal im Rahmen des prekären migrantischen Lebens für unsere zurückgekehrten Gesprächspartner spielen – Vorstellungen von Schicksal, die für die Balance von Hoffnung und Verzweiflung der Migranten von entscheidender Bedeutung sind. Die Corona-Pandemie hat aufgrund von Reisebeschränkungen die Forschung in Pakistan entscheidend behindert und massiv verkürzt. Damit die Feldforschung in Pakistan fortgesetzt werden kann, beantragen wir die Fortsetzung des Projektes.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Pakistan, Schweiz
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Professor Dr. Azam Chaudhary; Professorin Dr. Sabine Strasser