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Sicherheit und Zvilgesellschaft in Deutschland und im russischen Zarenreich im Ersten Weltkrieg. Die Internierung ziviler Feindstaatenangehöriger im bilateralen Verhältnis, 1914-1917
Antragsteller
Professor Dr. Arnd Bauerkämper
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2019 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 410435792
Das deutsch-russische Kooperationsprojekt behandelt die Internierung von Russen in Deutschland inerseits und der Deutschen in Russland andererseits vom Beginn des 1. Weltkriegs bis zur Februarrevolution 1917, besonders im Hinblick auf wechselseitige Wahrnehmungen und Reaktionen. Diese Politik war eingebettet in eine umfassende Repression ziviler Feindstaatenangehöriger. Sie wurde von den Regierungen und Militärführungen beider Staaten vor allem mit dem Argument gerechtfertigt, die "nationale Sicherheit" gewährleisten zu müssen. Hinzu kam der Hinweis auf ähnliche Verfahren in dem jeweiligen Feindstaat, auf dessen Internierungspraxis politische und gesellschaftliche Akteure wiederholt explizit Bezug nahmen. Jedoch schränkte die Sicherheitspolitik bürgerliche Freiheiten ein, die für die Zivilgesellschaft konstitutiv sind. Liberale, sozialdemokratische und pazifistische Intellektuelle und Politiker bemühten sich deshalb in beiden Staaten, die staatliche Sicherheitspolitik zu begrenzen. Ihre Politik blieb aber widersprüchlich, da sie zugleich auch den Kriegsnationalismus trugen. Das Verhältnis zwischen Sicherheitskulturen und verbliebenen zivilgesellschaftlichen Akteuren und Normen soll in dem Projekt anhand der Internierungsdebatten und -praktiken in den beiden Ländern untersucht werden. Dazu sind politische und gesellschaftliche Diskussionen ebenso zu analysieren wie konkrete Maßnahmen, so Gesetze und Verordnungen staatlicher Institutionen, aber auch Übergriffe gesellschaftlicher und politischer Gruppen gegenüber den jeweiligen "inneren Feinden". Darüber hinaus sind die Argumente und das oft widersprüchliche Verhalten zivilgesellschaftlicher Akteure zu analysieren, die sich gegen die Internierung aussprachen. Außer dem Vergleich sollen erstmals wechselseitige Wahrnehmungen, Beziehungen und Wahrnehmungen zwischen deutschen und russischen Akteuren rekonstruiert werden. Damit trägt das Projekt zur Forschung über den Umgang mit Zivilisten, zur Ambivalenz von Zivilgesellschaftlichkeit und zu den Spielräumen humanitärer Aktivisten und Organisationen im totalen Ersten Weltkrieg bei. Im Rahmen des deutsch-russischen Kooperationsprojektes, das auf einer langjährigen Zusammenarbeit der beiden Partner beruht, soll die Internierung der Russen in Deutschland bzw. der Deutschen und Russlanddeutschen im russischen Zarenreich jeweils mit Unterstützung der DFG bzw. der RFBR analysiert werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Russische Föderation
Kooperationspartnerin
Professorin Dr. Natalia Rostislavleva