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Transparentes EEG zur Messung der Lärmwahrnehmung in Alltagsituationen

Antragsteller Dr. Martin Bleichner
Fachliche Zuordnung Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung Förderung seit 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 411333557
 
Lärm ist eine Umweltbelastung mit negativen Auswirkungen auf den Menschen und kann zu Hörschäden führen. Darüber hinaus wird Lärm aber auch in Zusammenhang mit Herz-, Schlaf-, und Konzentrationsproblemen gebracht, da er unspezifische Stressreaktionen hervorruft mit negativen Auswirkungen auf biologische und psychologische Prozesse. Im Einzelfall ist es schwierig festzustellen unter welchen Umständen Lärm negative gesundheitliche Folgen nach sich zieht. Das Problem dabei ist, dass die akustischen Eigenschaften eines Geräuschs keine Rückschlüsse darüber zulassen, ob eine Person dieses Geräusch als lästig, unangenehm, ungewollt, irritierend oder anstrengend erlebt. Im Prinzip kann jedes störende Geräusch, unabhängig von seiner Lautstärke, Stress hervorrufen und dadurch negative Auswirkungen auf das eigene Wohlbefinden haben. Wie Personen Geräusche wahrnehmen und interpretieren, hängt von den eigenen Vorlieben, der kognitiven Kapazität, den allgemeinen Umständen und der Dauer der Geräuschbelastung ab. Letzteres spielt eine besonders wichtige Rolle, da sich die negativen Auswirkungen mit längerer Belastung aufbauen und verstärken können. Eine Lautstärkenmessung (Lärmdosimetrie) allein, wie sie zur Vorbeugung von Hörschäden in lauten Umgebungen Verwendung findet, reicht demnach nicht aus. Stattdessen bedarf es einer wahrnehmungsbasierten Lärmdosimetrie, die Informationen darüber liefert, wie die Umgebungsgeräusche von der Person wahrgenommen werden. In diesem Forschungsprojekt werde ich eine Kombination von mobiler drahtloser Elektroenzephalografie (EEG), ohrbasierter Sensorpositionierung und Smartphone basierter Datenaufnahme verwenden, um Gehirnaktivität in geräuschvollen Alltagssituationen über längere Zeiträume zu messen und so die Lärmwahrnehmung im Alltag zu erforschen. In zwei Forschungssträngen werde ich sowohl die technologischen und methodischen Herausforderungen von mobilen Datenmessungen, als auch die individuelle Lärmwahrnehmung und Lärmbelästigung untersuchen. Im ersten Forschungsstrang wird stufenweise eine Verbindung zwischen EEG-Messungen im Labor und in Alltagssituationen hergestellt. Es geht dabei vor allem um die Überwindung der Schwierigkeiten bei der Erhebung und Interpretation von EEG-Daten, die außerhalb des Labors aufgenommen werden, d.h. den Umgang mit Störsignalen und Vergleichbarkeit. Der zweite Forschungsstrang befasst sich mit der individuellen Lärmwahrnehmung und Lärmbelästigung. Dabei soll die subjektive Lärmbelastung im Labor und am Arbeitsplatz objektiviert werden, indem im Labor erhobene Daten in Relation zur Arbeitsplatzsituation gesetzt werden. Die Datenakquise geschieht dabei auf drei Ebenen: subjektive Einschätzung, Lärmdosimetrie und Messung der Hirnaktivität. Meine Arbeit dient somit der Weiterentwicklung des Forschungsgebiets „mobiles ohrbasiertes EEG“ und liefert zudem neue Erkenntnisse der individuellen Lärmwahrnehmung und des Umgangs mit dieser Umweltbelastung.
DFG-Verfahren Emmy Noether-Nachwuchsgruppen
 
 

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