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Neolithische Gräben in Kırklareli-Aşağı Pınar. Einblicke in ein allgemeines Phänomen
Antragsteller
Professor Dr. Svend Hansen
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 411680473
Das Projekt ist eine multidisziplinäre Studie zu den jüngst ausgegrabenen Gräben in Aşağı Pınar, einer neolithischen Siedlung an der Schnittstelle zwischen den anatolisch-vorderasiatischen und den europäischen neolithischen Kulturen. Es wird von dem seit über 20 Jahren erfolgreich zusammenarbeitenden deutsch-türkischen Team durchgeführt.Gräben und Rondelle sind als charakteristisches Merkmal des prähistorischen Europa lange bekannt. Neue Grabungen in neolithischen Siedlungen im Nordwesten der Türkei haben die Existenz deutlich älterer Grabensysteme nachweisen können. Darüberhinaus scheinen Gräben bereits im Kerngebiet der Neolithisierung eine Rolle zu spielen.Für die Gesamtproblematik der neolithischen Gräben sind die beiden in Aşağı Pınar von Bedeutung, da es sich um die südöstlichste Karanovo-Siedlung handelt, an der Schnittstelle zu älteren nordwestanatolischen Kulturen. Beide Gräben in Aşağı Pınar wurden umfänglich und sorgfältig ausgegraben und mit konventionellen Methoden dokumentiert. Die Grabungen haben einen Befund erschlossen, der im Widerspruch zu den früher angenommenen Funktionen von Gräben steht. Es ist klar, dass die Gräben in Aşağı Pınar keine Funktion der Entwässerung und auch keine der Verteidigung erfüllten. Vielmehr liegt es nahe zu vermuten, dass sie eine soziale Funktion, beispielsweise in der Bestattung von Resten von Festen oder Zeremonien besaßen. In der Zwischenzeit wurden auch an anderen neolithischen Fundplätzen vergleichbare Gräben entdeckt. Wegen der großen Ausgrabungsfläche und der umfangreichen Kontextdokumentation ist Aşağı Pınar für eine gründliche Studie zu Grabensystemen besonders geeignet.Das beantragte Programm soll die konventionelle Dokumentation in eine digitalisierte Form bringen, in ein GIS einpflegen und 3D Rekonstruktionen ermöglichen. Die archäologischen Funde werden sorgfältig editiert und auf mögliche Selektionsvorgänge hin untersucht. Das gleiche gilt für die Tierknochen und die botanischen Großreste. Auch sedimentologische Untersuchungen sind vorgesehen. Ein dichtes Netz von 14 C-Datierungen soll eine eventuelle Abfolge in den Gräben aufzudecken helfen. Das vorgeschlagene Projekt ist nicht nur für die neolithische Siedlung Aşağı Pınar relevant, sondern verspricht als Fallstudie grundlegend neue Einsichten für die soziale Praxis der Gräben im Rahmen der Expansion der neolithischen Wirtschafts- und Lebensweise von Anatolien nach Europa.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Türkei
Kooperationspartner
Professor Dr. Mehmet Özdogan