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Was bringt das Überlegungsgleichgewicht? Eine Untersuchung zur Reichweite einer philosophischen Methode
Antragsteller
Professor Dr. Gregor Betz
Fachliche Zuordnung
Theoretische Philosophie
Förderung
Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 412679086
In diesem Projekt untersuchen wir die Reichweite und die Grenzen philosophischen Nachdenkens, indem wir eine prominente philosophische Methode – das Überlegungsgleichgewicht (kurz: ÜE) – analysieren. Auf ÜE wird als Methode häufig in der Ethik verwiesen, tatsächlich ist ÜE aber zum Gegenstand einer intensiven Debatte geworden. Befürworter von ÜE verknüpfen damit große Erwartungen und hoffen zum Beispiel, ein realistisches Verständnis verschiedener Diskurse zu begründen. Kritiker wenden indes ein, (i) es sei unplausibel, ÜE als Rechtfertigungsmethode anzusehen; (ii) ÜE sei schwierig anzuwenden; (iii) ÜE sei nicht stark genug, um Konsens zu erzeugen. Bisher leidet die Kontroverse zwischen Befürwortern und Kritikern des ÜE jedoch darunter, dass es kein einheitliches Verständnis davon gibt, was ÜE überhaupt ist. Die meisten bisherigen Charakterisierungen von ÜE sind zu vage und unspezifisch, um gedanklichen Fortschritt zu erlauben.Das Ziel des hier beantragten Projektes ist eine neue und wesentlich gründlichere Untersuchung von ÜE. Wir beabsichtigen, die Grenzen und die Reichweite von ÜE sorgfältig auszuloten, indem wir uns auf eine Klärung dessen, was ÜE überhaupt darstellt, beziehen. Diese Klärung haben wir als Vorarbeit zu diesem Projekt in Form einer präzisen Operationalisierung von ÜE und eines formalen Modells des ÜE, mit dem Computersimulationen durchgeführt werden können, gewonnen.Man wendet ÜE an, indem man seine anfänglichen Überzeugungen (Festlegungen) zu einem Thema mit einer systematischen Theorie konfrontiert und so „unter Druck setzt“. Die grundlegende Untersuchungseinheit ist somit ein dualer epistemischer Zustand, der aus einer Menge von Festlegungen einerseits und einer Theorie andererseits besteht. Unsere Operationalisierung von ÜE unterscheidet nun zwei Aspekte. Der statische Aspekt der Methode beinhaltet die evaluativen Anforderungen an einen dualen epistemischen Zustand, d.i. die Systematizität der Theorie, ihre Fähigkeit, die Festlegungen zu erklären, sowie die Nähe der Festlegungen zu den anfänglichen Überzeugungen. Der dynamische Aspekt der Methode besteht aus Regeln, die den Prozess der Gleichgewichts-Erzeugung beschreiben. Als Vorarbeit haben wir eine Software entwickelt, mit der ein solcher Gleichgewichtsprozess schrittweise durchgeführt werden kann.Um Grenzen und Reichweite von ÜE auszuloten, gehen wir folgenden Forschungsfragen nach:1. Wie plausibel ist ÜE als eine Rechtfertigungsmethode?2. Wie praktikabel ist ÜE, insbesondere für non-ideale Subjekte?3. Inwieweit reduziert ÜE Dissens?4. Was sind die meta-ethischen Implikationen von ÜE, insbesondere bezüglich einer Theorie der Gründe?
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Schweiz
Kooperationspartner
Professor Dr. Claus Beisbart