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Forschung im Praxiskontext: Wege zu Erkenntnisqualität und praktischem Nutzen in anwendungsorientierter Wissenschaft.

Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Förderung Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 414090831
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Gesellschaftliche Instanzen und viele Wissenschaftsförderorganisationen erwarten von der Wissenschaft, dass sie praktisch nützlich ist und gesellschaftlichen Zielen dient. Allerdings herrscht Unklarheit darüber, auf welche Weise Forschung zu organisieren ist, damit sie solche Zwecke optimal befördert. Die beiden Enden des betreffenden Spektrums bilden die wissensgetriebene und die bedarfsgetriebene Forschungsheuristik. Die wissensgetriebene Forschungsheuristik konzentriert sich auf erkenntnisorientierte Forschung und sucht auf der Grundlage des so gewonnenen Wissens nach nützlichen Anwendungen. In der Forschung kommen die gesuchten praktischen Ergebnisse daher gar nicht vor; diese treten erst bei der Umsetzung der Ergebnisse in konkrete Verfahren in Erscheinung. Die bedarfsgetriebene Forschungsheuristik richtet sich hingegen gezielt und konkret auf diejenigen praktischen Fragen, denen das primäre Interesse gilt. Der Einwand gegen die wissensgetriebene Heuristik lautet, dass der praktische Forschungsertrag vergleichsweise gering bleibt, das Bedenken gegen die bedarfsgetriebene Heuristik ist, dass maßgeschneiderte Untersuchungen zu konkreten praktischen Fragen den breiteren Zusammenhang der zugehörigen Phänomene verfehlen, dadurch oberflächlich und wenig verlässlich werden und am Ende auch den praktischen Nutzen verfehlen. Im Projekt wurden eine Reihe von Forschungsvorhaben in den Blick genommen, die sich selbst zugleich erkenntnisorientierte und praktische Ziele gesetzt hatten. Gegenstand der Untersuchung war, welche Beziehungen zwischen diesen beiden Typen von Zielen bestanden. Eines der Ergebnisse lautete, dass erkenntnisorientierte oder auf Naturverstehen setzende Forschung keine Voraussetzung eines praktischen Forschungserfolgs war. Herumprobieren oder Versuch und Irrtum waren dann erfolgversprechend, wenn ein allgemeiner theoretischer Rahmen verfügbar war, der wichtige Größen und relevante Parameter auszeichnete. Theoretisches Verstehen ist hinreichend weit entwickelt, wenn es einen Rahmen für Durchmusterungen und experimentelles Explorieren bereitzustellen vermag. Praktisch nützliche Ergebnisse können auch ohne theoretisches Verstehen gewonnen werden. Erkenntnisorientierte Forschung spielt stattdessen an einer ganz anderen Stelle eine wesentliche Rolle, nämlich bei der Geltungssicherung. Wenn es gilt, die Funktionssicherheit von Verfahren unter lebenspraktischen Bedingungen zu gewährleisten, dann ist es erforderlich, den Einfluss möglicher Störfaktoren zu verfolgen. Deren Vielfalt und deren Wechselwirkungen machen eine ausschließlich empirische Herangehensweise umständlich und teuer. Entsprechend rückt hier theoretisches Verstehen in eine zentrale Stellung. Ähnliches gilt für die Optimierung von Verfahren und deren Vergrößerung vom Labormaßstab zu Prototypen. Damit wurde im Projekt ein neuartiges Verständnis davon entwickelt, von welcher Art eine Forschungsheuristik ist, die die praktische Nützlichkeit von Forschungsergebnissen ins Zentrum rückt.

 
 

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